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Warnhinweis

GLAUKOMTHERAPIE:
METIPRANOLOL-AUGENTROPFEN (BETAMANN) UND UVEITIS

Metipranolol (BETAMANN Augentropfen) zur lokalen Therapie des chronischen Weitwinkelglaukoms rangiert nach dem Timolol-Präparat CHIBRO-TIMOPTOL auf Platz 2 der am häufigsten verordneten topischen Betablocker. Das Britische Komitee für Arzneimittelsicherheit (CSM) erhielt bislang 40 Berichte über eine granulomatöse Iridozyklitis in Verbindung mit Metipranolol-Augentropfen, meist mit der am höchsten dosierten 0,6%igen Zubereitung. Einige Patienten waren asymptomatisch, andere klagten über Schmerzen, Rötung und Tränenfluß. Als Folge dieser Berichte wurde die 0,6%ige Zubereitung in Großbritannien vom Markt genommen. Für andere Betablocker-haltige Augentropfen gingen beim CSM bislang keine Berichte über Uveitiden ein.1

Nach Angaben der Dr. Mann GmbH, dem bundesdeutschen Vertreiber von Metipranolol-Augentropfen, sind die Hinweise zur Unverträglichkeit der 0,6%igen Zubereitung von den übrigen europäischen Gesundheitsbehörden "lediglich als Tatsache zur Kenntnis genommen" worden. Maßnahmen seien nicht vorgesehen.2 Aus Deutschland sei bislang erst eine Erkrankung gemeldet worden.3

Dennoch fordert Dr. Mann Pharma Augenärzte auf, Glaukom-Patienten, die bisher auf BETAMANN 0,6% eingestellt sind, auf BETAMANN 0,3% bzw. 0,1% umzustellen. Begründet wird dies mit neuen Studien, die angeblich die gleiche Wirksamkeit der drei Dosierungsformen nachweisen.4 In einem weiteren Schreiben an Ophthalmologen erläutert der BETAMANN-Vertrieb, hohe Metipranolol-Konzentrationen in Augentropfen seien nicht notwendig. Durch Applikation einer höher konzentrierten Wirkstofflösung sei keine stärkere Drucksenkung zu erwarten.5

Der US-amerikanische Medical Letter beschreibt Brennen bei der Applikation von Metipranolol-Augentropfen vor allem in Verbindung mit der 0,6%igen Konzentration. Die Störwirkungen am Auge umfassen ferner Konjunktivitis, konjunktivale Leukoplakie, Augenlid-Dermatitis, Blepharitis, verschwommenes Sehen, Tränenfluß, Augenbrauenschmerz, Lichtscheu und Ödeme – lokale Störwirkungen, die außer "Reizerscheinungen der Bindehaut" nicht in der Roten Liste 1990 zu finden sind. Systemische Effekte schließen Bradykardie, Blutdruckabfall, Müdigkeit und Bronchospasmen ein.6

FAZIT: 40 Berichte aus Großbritannien über Uveitiden nach Verwendung von Metipranolol-Augentropfen (BETAMANN) führten dort zur Marktrücknahme der 0,6%igen Tropfen. In Deutschland darf das möglicherweise schädigende Produkt Glaukomkranken weiterhin verschrieben werden.

Der BETAMANN-Anbieter verschleiert das bedrohliche Risiko. Eine auffällige Information in Form eines "Rote Hand-Briefes" an die Heilberufe fehlt. Wir bitten um Meldungen zu unerwünschten Wirkungen von Betablocker-Augentropfen an das NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION.


© 1991 arznei-telegramm

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