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Korrespondenz

HEPATITISIMPFUNG FÜR PHYSIOTHERAPEUTEN?

Wir sind ein Team von Krankengymnasten, das in einem Allgemeinkrankenhaus arbeitet. Es gibt operative und konservative Stationen sowie Intensiv-Abteilungen. Ab und zu haben wir Hepatitis-Patienten zu betreuen. Zwar wird eine Hepatitis B-Impfung empfohlen, jedoch ist sie im Hause nicht Pflicht... Vor Hepatitis-Patienten können wir uns mit Handschuhen schützen, während wir Gymnastik mit den Patienten machen, nicht jedoch gegen Tröpfchen bei Husten. Was ist, wenn wir zwar nicht erkranken, aber den Erreger trotzdem an gesunde Patienten weitergeben? Deswegen frage ich Sie, ob wir uns gegen Hepatitis B impfen lassen sollen oder nicht? Welche Risiken bestehen? Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr überhaupt?

C. ADAM (Physiotherapeutin)
W-8000 München 70


Eine aktive Hepatitis B-Impfung wird für bestimmte Risikogruppen empfohlen, so auch für Personen, die mit der medizinischen Betreuung von Patienten befaßt sind, bei denen eine Häufung übertragbarer Hepatitis B-Infektionen bekannt ist (Dialysepatienten, Hämophiliepatienten, Drogenabhängige, Homosexuelle, Prostituierte, chronische HBsAG-Träger, Intensivpatienten u.a.). Infektiös sind bei solchen Patienten Blut, Blutbestandteile sowie jegliche Körpersekrete. Das Virus wird dabei nahezu ausschließlich über den parenteralen Weg übertragen, d.h. durch Kontakt von infektiösem Material mit frischeren, größeren oder kleineren Wunden sowie durch Kanülenstiche oder Kratzverletzungen u.ä. (neben der therapeutischen Verabreichung von Blut oder Blutprodukten). Zur Übertragung der Hepatitis B reichen dabei geringste Mengen infektiösen Materials aus. Eine Übertragung durch Tröpfchen (z.B. beim Husten) spielt bei der Hepatitis B-Virus-Infektion als Übertragungsmodus keine Rolle. Bei dieser Virusinfektion gibt es gesunde Überträger, d.h. es besteht eine gewisse Möglichkeit, daß sich eine Person infiziert, selbst gesund bleibt und das Virus auf andere übertragen kann. Einerseits ist für Physiotherapeuten eine Hepatitis B-Impfung nicht zwingend erforderlich, da sie in der Regel nicht mit Blut, Blutprodukten oder Körpersekreten in Berührung kommen bzw. sich durch Handschuhe und entsprechende Kleidung schützen können. Andererseits gilt die Impfung, bei der mittlerweile gentechnisch hergestellte Impfstoffe verwendet werden, als relativ unbedenklich; insbesondere sind bisher keine Übertragungen einer Hepatitis B oder anderer Viruserkrankungen nachgewiesen. Deshalb und wegen der möglicherweise erheblichen Folgen einer Hepatitis B-Infektion würden wir auch für Physiotherapeuten eine eher großzügige Indikationsstellung für die Impfung aussprechen (– Red.).


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