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Therapieempfehung

LOKALE BEHANDLUNG DER BAKTERIELLEN SCHEIDENENTZÜNDUNG

Die bakterielle Vaginose (Aminkolpitis) betrifft 10% aller sexuell aktiven Frauen.1 Der grau-dünne bis cremig-weiße Ausfluß (Fluor vaginalis) beruht auf einer Störung der Vaginalflora durch hohe Konzentrationen von Gardnerella vaginalis und verschiedenen Anaerobiern.2 Für Aminkolpitis sprechen außerdem unangenehmer "fischähnlicher" Geruch, der nach Zugabe von 10%iger Kaliumhydroxidlösung zunimmt, ein pH über 4,5 sowie sogenannte "Schlüsselzellen" im Abstrich, Epithelzellen mit granulierter Oberfläche und unscharfen Rändern infolge der Anlagerung von Bakterien.3 Abgesehen vom ästhetischen Problem besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko bei Operationen, Schwangerschaft und Geburt.2 In der Schwangerschaft steigt zudem das Risiko für eine Frühgeburt.1

Metronidazol (z.B. ARILIN, zweimal 400-500 mg an fünf Tagen2) wirkt zuverlässig.3 Die systemische Behandlung führt jedoch häufig zu unerwünschten Wirkungen.4 Bei etwa einem Drittel der Frauen ist mit Rezidiven zu rechnen.1 Vaginal anwendbare Zubereitungen mit 0,75% Metronidazol (USA: METROGEL-VAGINAL) oder mit 2% Clindamycin (USA: CLEOCIN) bereichern die therapeutischen Möglichkeiten. Beide Externa wirken in kontrollierten Vergleichen gut: 43 (94%) von 46 Frauen wurden mit intravaginalem Clindamycin erfolgreich behandelt gegenüber 4 (25%) von 16 Frauen, die Plazebo erhielten. 2%ige Clindamycin-Vaginalcreme einmal täglich an sieben Tagen wirkt praktisch gleich gut wie die Therapie mit Metronidazol-Tabletten. Die Heilungsraten, die mit zweimal täglich 5 g 0,75% Metronidazol-Gel über fünf Tage erzielt wurden, lagen um das Zwei- bis Siebenfache höher als nach Plazebo.5

Unter der Behandlung mit Clindamycin-Creme stellt sich nicht selten als Anwendungsfolge eine vaginale Candidiasis ein. Etwa 5% der Dosis gehen ins Blut über. Durchfall betrifft weniger als 1% der Frauen. Auf das Mittel soll bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Antibiotika-Kolitis in der Vorgeschichte vorsichtshalber verzichtet werden.

Metronidazol aus der Gelzubereitung tritt zu etwa 50% ins Blut über. Die Spitzenkonzentrationen im Serum betragen jedoch nur etwa 2% der Werte nach Einnahme von 500 mg. Übelkeit, Bauchkrämpfe und metallischer Geschmack kommen seltener vor als nach Tabletten.5

Clindamycin-Creme und Metronidazol-Gel sind hierzulande nicht im Handel. Topisches Clindamycin ist für die Indikation nicht zugelassen. Aufgrund der geringeren systemischen Belastung2 und besseren Verträglichkeit1,6 wird die Lokaltherapie mit Metronidazol jedoch vor allem bei wiederholter Behandlung empfohlen1, z.B. mit den ansonsten bei Trichomoniasis üblichen Vaginaltabletten (100 mg Metronidazol an 6 Tagen [z.B. VAGIMID VAGINAL N]). Während im ersten Trimenon einer Schwangerschaft Nitroimidazol-Präparate nicht verordnet werden sollen, ist im zweiten und dritten Trimenon bei klarer Indikation die lokale Anwendung der systemischen vorzuziehen.2 Auf Partnerbehandlungen kann verzichtet werden, sie verbessern die Heilungsrate nicht.1

FAZIT: Topische Zubereitungen mit Clindamycin oder Metronidazol wirken bei bakterieller Vaginose (Aminkolpitis) praktisch gleich gut wie systemisches Metronidazol (ARILIN u.a.), werden aber besser vertragen. Auf dem deutschen Markt fehlen Metronidazol-Gel und Clindamycin-Vaginalcreme. Alternativ kommen besonders bei wiederholter Behandlung sowie im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel Vaginaltabletten mit Metronidazol (z.B. VAGIMID VAGINAL N) in Betracht.


© 1994 arznei-telegramm

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