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Korrespondenz

ALUMINIUM UND ALZHEIMER-DEMENZ

... Aluminiumverbindungen sind Bestandteil vieler positiv beurteilter Antazida (hauptsächlich Schichtgitter-Antazida wie Magaldrat [RIOPAN u.a.] oder Hydrotalcit [TALCID]). Diese sehr hilfreichen Arzneimittel werden häufig verordnet und – da nicht verschreibungspflichtig – auch oft von Apothekern empfohlen. Nun wurde (wird?) vermutet, daß Aluminiumverbindungen mit Morbus ALZHEIMER in einem Kausalzusammenhang stehen könnten. Ist die bedenkenlose Abgabe dieser Antazida dann nicht eigentlich unverantwortlich, zumindest, bis alle derartigen Bedenken widerlegt sind? Oder gibt es neuere Erkenntnisse, die diese Problematik klären helfen?

J. HERDEL (Apotheker)
D-69117 Heidelberg

Die ALZHEIMER-Krankheit wird nach heutiger Kenntnis durch verschiedene Erbfaktoren (z.B. Apolipoprotein E4-Allel) begünstigt, wahrscheinlich auch durch nicht genetische Umstände. Der alte Verdacht, daß Aluminium an der Entstehung der Demenz beteiligt sein könnte, ist bislang weder zweifelsfrei belegt noch ausgeräumt. Offen bleibt, ob die mäßige Anreicherung im Gehirn der Erkrankten Ursache oder Folge des pathologischen Prozesses ist.1 In vitro kann das Leichtmetall die Phosphorylierung und Zusammenballung des sog. Protein tau induzieren, das in den für M. ALZHEIMER typischen Neurofibrillenknäueln in phosphatüberladener, unlöslicher Form gefunden wird.1,2

Als gesichert gilt, daß Aluminium-Intoxikation der wichtigste ursächliche Faktor für die Dialyse-Enzephalopathie ist 3 – ein mit Demenz einhergehendes lebensbedrohliches Krankheitsbild, das sich jedoch deutlich vom M. ALZHEIMER unterscheidet. In toxischen Dosen schädigt Aluminium außerdem die Knochen und löst Blutarmut aus.

Das Metall wird hauptsächlich über die Nieren, aber auch mit der Galle ausgeschieden. Nieren- und Lebergesunde können die Belastung durch aluminiumhaltige Antazida – auch aus Schichtgitterantazida wie Magaldrat (RIOPAN u.a.) wird ein Teil der im Neutralisationsprozeß freigesetzten Ionen absorbiert – bei kurzfristiger Einnahme weitgehend kompensieren.3 Die Mittel sollen aber wegen der Gefahr der Osteomalazie und Anämie nicht länger als sechs bis acht Wochen ununterbrochen eingenommen werden.4 Vorsicht ist bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion geboten.3 Gleichzeitige Einnahme von Zitronen- oder Askorbinsäure (Vitamin C),3,5 z.B. mit Zitrusfrüchten, fördert die Aluminiumaufnahme ins Blut und ist zu vermeiden, –Red.


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