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                            a-t 2001; 32: 17-8nächster Artikel
Im Blickpunkt

GLUKOSAMINSULFAT (DONA U.A.) -"NEUE ÄRA" ODER NICHTS NEUES?

Seit wenigen Tagen liegt eine Langzeitstudie mit Glukosaminsulfat (DONA u.a.) bei Arthrose vor - randomisiert, plazebokontrolliert und in einer Peer- Review-Zeitschrift vollständig veröffentlicht.1 Im Titel des begleitenden Editorials ist vom "Anbruch einer neuen Ära" die Rede.2 Für den Studienleiter scheint bereits festzustehen, dass die Untersuchung das Mittel zum "disease modifying drug" (Basistherapeutikum) qualifiziert.3

212 durchschnittlich 66-jährige Patienten einer belgischen Poliklinik mit milder bis mäßiger Arthrose des Kniegelenks nehmen an der vom Hersteller gesponserten Studie teil. Sie erhalten bis zu drei Jahre lang täglich 1.500 mg Glukosamin oder Plazebo. 34% brechen die Studie vorzeitig ab. Primärer Endpunkt ist die radiologisch gemessene durchschnittliche mediale Gelenkspaltverengung. Sie unterscheidet sich nach drei Jahren um 0,24 mm zu Gunsten von Glukosamin (95% Konfidenzintervall 0,01 bis 0,48 mm). Die mit Hilfe von visuellen Analogskalen (so genannter WOMAC-Score) erfassten Beschwerden der Patienten haben sich nach drei Jahren gegenüber dem Ausgangsstatus unter Plazebo um 10% verschlechtert, unter Glukosamin dagegen um 12% gebessert.1

Die Daten werden den Erwartungen, die mit Begriffen wie "neue Ära" geweckt werden, nicht gerecht. Der primäre Endpunkt "Gelenkspaltverengung" ist kein Patienten-relevantes Kriterium. Der Surrogatparameter korreliert nur schlecht mit dem klinischen Verlauf einer Arthrose.2 Ob sich die Messungen so präzise erfassen und reproduzieren lassen, wie es für einen behaupteten Unterschied von 0,24 mm erforderlich wäre, ist zu bezweifeln.

Vom Einfluss des Glukosamins auf die Beschwerden der Patienten gibt die Publikation ein sehr unzureichendes Bild. Präsentiert werden nur die Ausgangsdaten und diejenigen bei Abschluss der Studie - ein Ausschnitt von geringer Aussagekraft bei einem chronischen Leiden. Dass die dazwischen liegenden viermonatlichen Befragungen3 nicht einmal im Methodikteil der Studie erwähnt werden, weckt - neben eklatanten Unstimmigkeiten zwischen grafischer und tabellarischer Darstellung - Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Publikation.

Zur Frage der Sicherheit trägt die Studie wenig bei. Mit 68 Patienten, die das Mittel bis Studienende eingenommen haben, ist die Datenbasis dafür zu klein.

Älteren Glukosaminstudien wird überwiegend schlechte Qualität bescheinigt (a-t 2000; 31: 33-4). Zwei neuere, 1999 und 2000 publizierte Kurzzeitstudien kommen zu negativem Ergebnis.4,5 Seit vergangenem Jahr fördert die US-amerikanische Gesundheitsbehörde die bislang größte plazebokontrollierte Untersuchung zu Glukosamin und Chondroitinsulfat. An dieser Studie sollen 1.600 Patienten teilnehmen.6

FAZIT: Ein Nutzen des als Arthrosemittel angebotenen Glukosaminsulfat (DONA u.a.) ist nach wie vor nicht nachgewiesen. Die jetzt veröffentlichte dreijährige Studie hat gravierende Mängel und bietet nichts Neues.

© 2001 arznei-telegramm

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