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Kurz und bündig

Kanzerogenes Stilbestrol u.a. in Kräutermitteln: Wiederholt haben wir über bedenkliche Beimischungen in Kräuterprodukten berichtet, zuletzt in a-t 2002; 33: 31. Jetzt warnen die kanadischen Behörden vor sieben Kräuter-Produkten, die von der Firma BotanicLab als traditionelle chinesische Medikamente vertrieben werden und bedenkliche Stoffe enthalten. Die Mittel werden im Internet angeboten und breit beworben. Die Warnung ist daher auch hierzulande relevant. In zwei Präparaten findet sich Diethylstilbestrol, ein synthetisches Östrogen, das bereits in den 70er Jahren wegen Kanzerogenität (Brustkrebs) als Östrogentherapeutikum vom Markt gezogen wurde. Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft Stilbestrol verwendet haben, erkranken zudem vermehrt an Krebs und Missbildungen der Geschlechtsorgane (a-t 1997; Nr. 2: 22). Auch Kindeskinder sind möglicherweise durch Fehlbildungen u.a. gefährdet (DUKES, M. N. G. [Hrsg.]: "Meyler's Side Effects of Drugs", 13. Aufl., Elsevier, Amsterdam 1996, Seite 1249). Folgende Produkte mit nicht deklarierten Stoffen werden beanstandet (Health Canada: Pressemitteilung vom 19. Juni 2002*):

 ARTHRIN Kapseln ("gegen Gelenkbeschwerden"): Diethylstilbestrol, Indometazin und Alprazolam;

 OSPORO Kapseln ("für ein gesundes Skelett", "verlangsamt den Alterungsprozess"): Diethylstilbestrol und Indometazin;

 5OA PLUS Kapseln ("schmerzlindernd für Gelenke und Sehnen"): Alprazolam und Indometazin;

 HEPASTAT Kapseln ("entgiften und schützen die Leber", "seit Generationen in der chinesischen Medizin verwendet"): Indometazin;

 NEUTRALIS Kapseln ("Behandlung und Vorbeugung von Aller-gien und Asthma"): Indometazin;

 POENA Kapseln (zur "Entspannung von Muskeln"): Indometazin;

 RA-SPES Kapseln ("fördern die Beweglichkeit"): Alprazolam und Indometazin.

Zu Jahresbeginn wurden bereits die als Krebsmittel angebotenen Produkte PC-SPES und SPES wegen Beimischung von Alprazolam bzw. des Antikoagulans Warfarin beanstandet. Später fanden sich in PC-SPES ebenfalls Diethylstilbestrol und Ethinylestradiol (schwere östrogenartige Nebenwirkungen waren bereits 2001 beschrieben: a-t 2001; 32: 46) sowie Indometazin (City of Berkeley, Director of Environmental Health: Pressemitteilung vom 6. Juni 2002**). Vor der Einnahme der genannen Produkte ist dringend zu warnen. Sofortiges Absetzen ist erforderlich. Von der Verwendung "pflanzlicher" Produkte, die als "traditionelle chinesische Medizin" per Internet aus dem Ausland bezogen werden, raten wir ab.

*

http://www.hc-sc.gc.ca/english/protection/warnings/2002/2002_46e.htm

**

http://www.ci.berkeley.ca.us/news/2002/06jun/060602herbalsupplements.html

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