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Kurz und bündig

Zur Rolle von Meinungsbildnern

Wer sich als Berater, Vortragender beziehungsweise "Meinungsbildner" von Pharmafirmen einspannen lässt, kann ein Mehrfaches seines festen Einkommens verdienen. Einer der Spitzenreiter dürfte der US-amerikanische Psychiatrieprofessor Charles NEMEROFF sein, der zwischen 2000 und 2006 von verschiedenen Firmen - zum großen Teil von GlaxoSmithKline - 2,8 Mio. Dollar erhalten hat, die er im Übrigen nur zum Teil wie vorgeschrieben bei seinem Arbeitgeber deklarierte. Nachdem die Höhe dieser Beträge bekannt geworden ist, will GlaxoSmithKline in den USA jetzt die Zahlungen pro Arzt und Jahr auf 150.000 Dollar begrenzen (KMIETOWICZ, Z.: BMJ 2008; 337: 1013). Pharmahersteller wissen, dass solche hohen Beträge gut angelegt sind. Viele verwenden spezielle Programme, mit deren Hilfe der Nutzen ihrer Investitionen in Meinungsbildner erfasst wird, beispielsweise mit "OLms", dem Opinion Leader management service. Auf den Internetseiten des Anbieters, des KOL (Key Opinion Leader)-Teams, finden wir unter der Überschrift "Opinion Leader Development" eine prägnante Funktionsbeschreibung von Meinungsbildern, die auch "thought leader" genannt werden: Sie "mögen nicht viele Rezepte ausstellen, beeinflussen aber tausende Verordner und damit Verordnungen durch ihre Forschung, Vorträge, Publikationen und ihre Teilnahme an Sachverständigensitzungen, Komitees, Herausgebergremien, Fachgesellschaften und bei der Entwicklung von Leitlinien und Konsensuspapieren" (http://www.kolonline.com/services-development.asp). Während Ärzte sich die Präsentationen von Pharmareferenten vielleicht nur mit Vorbehalten anhören, schenken sie "Experten" mit bekannten Namen üblicherweise Vertrauen. Dabei bleibt hierzulande deren Verknüpfung mit Firmen und vor allem die Höhe ihrer Honorare in aller Regel unbekannt. Besonders folgenreich - und für Firmen erfolgreich - sind Meinungsbildner mit Mehrfachengagement, die beispielsweise den Vorsitz in Fachgesellschaften haben oder für diese sprechen. Die saloppe Bezeichnung "Mietmaul" oder "habilitierter Pharmareferent" bezeichnet ihre Rolle sehr treffend, -Red.

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 1. Dezember 2008

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