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Nebenwirkungen

GINKGO-BILOBA-EXTRAKT: KREBS IN TIERSTUDIEN

Die Schwabe GmbH erzielte 2012 mit dem Ginkgo-biloba-Extrakt-haltigen Präparat TEBONIN einem Umsatz von 72 Mio. € (Herstellerabgabepreis). Damit steht TEBONIN auf Rang 40 der umsatzstärksten Arzneimittel in Deutschland – eine erstaunliche Position für ein Präparat, dessen Nutzen bei demenziellen Hirnfunktionsstörungen, Claudicatio intermittens, Tinnitus u.a. zweifelhaft ist (a-t 2010; 41: 15; 2001; 32: 27 u.a.). Jetzt steht auch die Unbedenklichkeit des Extraktes in Frage: Wegen der unbefriedigenden Datenlage zu Toxizität und Kanzerogenität veranlassten die US-amerikanischen National Institutes of Health Studien an Nagern.1 In den zweijährigen Untersuchungen entwickeln die Versuchstiere unter Ginkgo biloba eine Reihe von Auffälligkeiten wie Hypertrophien von Leber und Schilddrüse. Bei Ratten und männlichen Mäusen fällt zudem Schilddrüsenkrebs auf und bei Mäusen Leberkrebs.2 In weiteren Versuchsreihen soll jetzt geklärt werden, welche Bestandteile des Extraktes für die Krebsbefunde verantwortlich sein könnten.3

Die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen bleibt offen, die Befunde könnten jedoch relevant sein, kommentieren die behördlichen Untersucher. Wie bei solchen Tierversuchen üblich, erhielten die Tiere Hochdosierungen, die deutlich über den in der Humanmedizin gebräuchlichen Tagesdosierungen liegen. Und die Untersuchungen wurden nicht mit dem von der Firma Schwabe vertriebenen Extrakt durchgeführt, sondern mit einem in Shanghai produzierten Ginkgo-Extrakt. Dies betont der American Botanical Council,3 der sich selbst als Non-Profit-Organisation bezeichnet, jedoch unter anderem von zahlreichen Phytopharmakafirmen gesponsert wird einschließlich der Schwabe GmbH.4 Da die im Tierversuch Krebs auslösenden Bestandteile von Ginkgo biloba unbekannt sind, kann von etwaigen Unterschieden des Extraktionsverfahrens aber nicht auf Unbedenklichkeit des Schwabe-Extraktes geschlossen werden.

Seit Jahren raten wir von der Verwendung von Ginkgo-biloba-Extrakt ab (z.B. a-t 2009; 40: 29-30), weil überzeugende Nutzenbelege fehlen. Jetzt kommen Zweifel an der Unbedenklichkeit hinzu.

1 National Toxicology Program: Ginkgo, Information, Stand Febr. 2012
2 National Institutes of Health (USA): NTP Technical Report on The Toxicology and Carcinogenesis Studies of Ginkgo Biloba Extract, März 2013 http://ntp.niehs.nih.gov/ntp/htdocs/LT_rpts/TR578_508.pdf
3 American Botanical Council, Pressemitteilung vom 18. Apr. 2013
4 American Botanical Council: ABC Members (Zugriff Mai 2013) http://abc.herbalgram.org/site/PageServer?pagename=Sponsors

© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 10. Mai 2013

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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