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Kurz und bündig

Antibakterielle Seifen? Besser nicht

Händewaschen mit Wasser und Seife gilt als eine der wichtigsten Maßnahmen, Infektionskrankheiten und deren Ausbreitung vorzubeugen. Haushaltsseifen und waschaktive Mittel mit antibakteriellen bzw. antiseptischen Bioziden wie Triclosan (z.B. in EPISAN Flüssigseife mit Triclosan), Triclocarban (z.B. in SAGROTAN Frisch Festseife) u.a. bringen keine Vorteile. Solche Alltagsprodukte können weder als sicher noch als wirksam eingestuft werden, folgert die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA aus der derzeitigen Datenlage.1 Chargen Triclosan-haltiger Handseifen (0,3%) mussten vor gut einem Jahr sogar aus dem Handel gezogen werden, weil sie bakteriell kontaminiert waren.2 Die FDA will jetzt durchsetzen, dass Firmen, die antibakterielle Alltagsseifen vertreiben, künftig belegen müssen, dass diese den Produkten ohne antibakterielle Zusätze klinisch überlegen sind. Andernfalls sollen die Biozide aus den Seifen eliminiert werden.1,3 So lange Belege für einen Zusatznutzen fehlen, wiegen Hinweise auf schädliche Effekte schwer, zumal Biozide vielfältig verwendet werden, Triclosan beispielsweise auch in Zahnpasten (z.B. in COLGATE TOTAL), Deos (z.B. in ADIDAS Deo Stick Fair Play), Haushaltsreinigern, Sporttextilien u.a. Es wird gut durch die Haut aufgenommen und wurde in menschlichem Blut und Muttermilch nachgewiesen.4 Vor allem über das Abwasser gelangen die Biozide in die Umwelt. Insbesondere Triclosan wird wegen ökologischer Schadwirkungen zu den "problematischsten Stoffen" gerechnet.5 Im Tierversuch schwächt es Herz- und Skelettmuskulatur von Mäusen und Fischen.1 Fischlarven schwimmen träger, wenn das Wasser mit Triclosan belastet ist. Triclosan und Triclocarban beeinträchtigen im Tierversuch die Hormonregulation. Die antibakteriellen Stoffe können zudem die Resistenz von Bakterien gegen ein oder mehrere Antibiotika wie Gyrasehemmer, Tetrazykline u.a. (Kreuzresistenzen; DASCHNER, F.: a-t 2002; 33: 13-4) fördern.1,6 Als mögliche Mechanismen gelten beispielsweise Veränderungen in der Zellmembran der Bakterien.1 Welche Konsequenzen sich hieraus für Behandlungen mit Antibiotika ergeben, bleibt zu untersuchen. Sicherheitsbedenken und fehlende Nutzenbelege sind jedoch Gründe genug, auf Triclosan- und andere Biozid-haltige Haushaltsprodukte zu verzichten. Eine behördliche Neubewertung antibakterieller Seifen und waschaktiver Substanzen speziell für den ärztlichen Gebrauch steht aus, -Red.

1 FDA: Safety and Effectiveness of Consumer Antiseptics, Proposed Rules, Federal Register 2013; 78 (Nr. 242): 76444-78;
http://www.a-turl.de/?k=eu-B
2 Health Canada: Expanded Recall of Contaminated Foaming Hand Soap. Pressemitteilung vom 18. Okt. 2012;
http://www.a-turl.de/?k=iegm
3 FDA: FDA Taking Closer Look at ,Antibacterial' Soap: FDA Consumer Health Information, Dez. 2013;
http://www.a-turl.de/?k=iera
4 VIETH, B.: BVL Berichte zur Lebensmittelsicherheit 2009, Seite 49-51
http://www.a-turl.de/?k=lits
5 HELMHOLTZ Zentrum für Umweltforschung: Pressemitteilung vom 26. Okt. 2012;
http://www.ufz.de/index.php?de=30926
6 BfR: Pressemitteilung vom 26. Juni 2006; http://www.a-turl.de/?k=ever

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 17. Januar 2014

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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