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Kurz und bündig

Werbung für Grippeimpfstoff FLUENZ in Kitas

Ein Kollege macht uns auf eine Werbung der Firma AstraZeneca aufmerksam, die in einer Kita verteilt worden ist. Der hochtrabend mit "Grippeimpfung ist Kinderschutz" überschriebene Flyer1 und ein Wimmelbild,2 also ein großes gezeichnetes Bild mit vielen Szenen fast ohne Text, wurde von der Kitaleitung nicht als Werbung erkannt und an die Kinder verteilt. Kein Wunder: Die Werbung kommt wie unabhängige Gesundheitsinformation daher. Das Wimmelbild verbreitet die Firma auch im Internet2 - zum Ausdrucken und Ausmalen. "Grippe ist kein Kinderspiel", daher sollen die Kinder geimpft werden. Die nasale Vakzine schneidet in den Darstellungen vorteilhaft ab. Ein Handelsname wird nicht genannt, aber das AstraZeneca-Präparat FLUENZ (a-t 2012; 43: 74-5) ist ohnehin die einzige nasale Vakzine. Informationen, die eine Abwägung von Nutzen und Schaden der Impfung ermöglichen, fehlen. Als unerwünschte Wirkung des Nasensprays wird nur verstopfte Nase erwähnt. Die Spritze schneidet schlechter ab: Sie "kann wehtun und Kinder haben häufig Angst".1 Auch auf dem Wimmelbild kommt das Nasenspray sichtbar besser weg: Bei Verwendung des Sprays geht es offensichtlich lustig zu - "das kitzelt in der Nase, hi hi".2 Arzt und geimpfte Mama schauen hingegen bei der Injektion in den Oberarm ernst drein (s. Abbildungen). Die STIKO empfiehlt die Grippeimpfung nur für Kinder und Jugendliche mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung. Ein ähnlicher Hinweis findet sich auch im Flyer, doch geht der einschränkende Charakter der STIKO-Empfehlung im kritiklosen "Impfen schützt"-Tenor unter. "Grippe? Nein Danke!".1 Dass die Impfung allenfalls gegen bestimmte Viren wirken kann und nicht vor den viel häufigeren grippalen Infekten schützt, wird nicht erwähnt. Zudem wird der Eindruck vermittelt, die Impfung sei 100%ig wirksam: "Sie gibt ein "unsichtbares Schutzschild gegen die Grippe … den ganzen Winter lang".2 Die STIKO empfiehlt zwar, die nasale Impfung bei Kindern von zwei bis einschließlich sechs Jahre zu bevorzugen.3 Die Sicherheit der Vakzine erachten wir allerdings bei Kindern mit erhöhter Gefährdung durch Influenza infolge eines Grundleidens, also gerade bei den Kindern, für die die Impfung empfohlen wird, als nicht hinreichend belegt (a-t 2013; 44: 110). Angesichts der kindgerecht aufgemachten, jedoch desinformierenden Laienwerbung für die Grippeimpfung schließen wir uns dem Kommentar des eingangs erwähnten Kollegen an: Arzneimittelwerbung hat in Einrichtungen wie Kitas und Schulen generell nichts zu suchen, -Red.

1 AstraZeneca: Flyer "Grippeimpfung ist Kinderschutz", Druckzeichen 355.011/14
2 AstraZeneca: Wimmelbild "Grippeimpfung ist Kinderschutz";
über http://www.grippe.info
3 STIKO: Epid. Bull. 2014; Nr. 34: 311;
http://www.a-turl.de/?k=send

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 12. Dezember 2014

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