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milzrupturen unter leukämiemittel imatinib (glivec)
 
MILZRUPTUREN UNTER LEUKÄMIEMITTEL IMATINIB (GLIVEC)

Der Tyrosinkinase-Hemmer Imatinib (GLIVEC) wurde Ende vergangenen Jahres im Rekordtempo ohne Langzeit-Sicherheitsdaten für die Behandlung der chronisch myeloischen Leukämie (CML) nach Versagen einer Interferon-Alfa-Therapie zugelassen (a-t 2001; 32: 117-8). Er könnte einen Fortschritt in der Behandlung der CML bedeuten. Nach einer heute veröffentlichten unkontrollierten Phase-II-Studie erzielen über 90% von 454 Patienten mit Interferon-refraktärer CML in der chronischen Phase eine komplette hämatologische Remission und 40% eine komplette zytogenetische Remission (1). Kleinere vorherige Studien werden bestätigt.

Als Schadwirkungen fallen Ödeme, Pleura- oder Perikarderguss, Lungenödem und Aszites auf, Muskelkrämpfe, Anstieg von Transaminasen und Bilirubin sowie Blutschäden wie Neutropenie und Thrombozytopenie.

Ebenfalls heute wird aus Pilotstudien über Milzrupturen bei drei Frauen unter Imatinib mit nachfolgender Entfernung der Milz berichtet. Zur Ruptur kommt es innerhalb von zwölf Tagen bis drei Monaten nach Therapiebeginn unter Tagesdosierungen von 400 mg bzw. 600 mg, die bei zwei Patientinnen wegen schlechter Verträglichkeit auf 300 mg bzw. 200 mg reduziert wurden. Zwei Patientinnen haben bereits bei Behandlungsbeginn eine deutlich vergrößerte Milz (2).

Milzruptur in Verbindung mit der Erkrankung selbst scheint selten zu sein. Insgesamt lassen sich in der Literatur lediglich Berichte über 136 Milzrupturen in Verbindung mit Blutkrebs finden. Der Hersteller Novartis weiß von drei weiteren Milzrupturen unter 10.000 Patienten mit CML, die mit Imatinib behandelt wurden (2).

Ein 73-jähriger Mann mit CML entwickelt nach dreiwöchiger Einnahme von täglich 600 mg Imatinib hohes Fieber und Rigor. Nachfolgend wird eine Knochenmarknekrose festgestellt, ohne dass es Hinweise darauf gibt, dass diese durch die Erkrankung bedingt sein könnte (3).

FAZIT: Drei aktuelle Berichte über Milzruptur in Verbindung mit der Einnahme des Zytostatikums Imatinib (GLIVEC) sowie ein Verdachtsbericht zu Imatinib-bedingter Knochenmarknekrose erinnern daran, dass die Verträglichkeit des neuen Mittels unzureichend untersucht ist. Besondere Vorsicht scheint bei vorbestehender vergrößerter Milz ratsam. Zunehmende Splenomegalie unter der Therapie muss an die Gefahr der Ruptur denken lassen.

1

KANTARJIAN, H. et al.: N. Engl. J. Med. 2002; 346: 645-52

2

ELLIOTT, M.A. et al.: N. Engl. J. Med. 2002; 346: 712

3

BURTON, C. et al.: N. Engl. J. Med. 2002; 346: 713



© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 28. Februar 2002

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