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NUTZEN UND RISIKEN VON TAMOXIFEN (NOLVADEX u.a.)

Einer Patientin wurde vor zwei Monaten – 1,5 Jahre nach Mammaablatio (z.Zt. ohne Rezidiv) – Tamoxifen (NOLVADEX u.a.) verordnet. Seit dieser Zeit leidet sie unter Kopfschmerzen, Übelkeit und einer gewissen Depressivität (die auch krankheitsbedingt sein kann). Die Blutparameter sind im Normbereich.

Die Aussicht, dieses Präparat für noch weitere 4 Jahre nehmen zu müssen, belastet sie erheblich, so daß ich um eine "Nutzenanalyse" bitte. Wenn sich ein Rezidiv am optimalsten mit diesem Medikament vermeiden läßt, nimmt man Übelkeit und Kopfschmerzen relativ gerne in Kauf.

Dr. med. Eva MÜLLER
D-5413 Bendorf-Sayn


Geht man davon aus, daß bei Früherkennung eines Brustkrebses ohne Zeichen einer Metastasierung die Operation eine Heilung nur in maximal 30% der Fälle verspricht, stellt sich die Frage nach einer Zusatzbehandlung, die die Rezidivfreiheit verlängert. Tamoxifen (NOLVADEX, TAMOXIFEN HEXAL u.a.) ist ein Antiöstrogen, das die Östrogen-Rezeptoren an der Brustzelle besetzt und dadurch die Wirkung der Östrogene blockiert. Dies verlangsamt das Wachstum von Karzinomzellen mit Östrogenrezeptor, häufig aber auch von Karzinomzellen mit negativem Rezeptornachweis.

Bei der Indikationsstellung für Tamoxifen sind Alter der Patientin und Status des Lymphknotenbefalls zu berücksichtigen.

Für Patientinnen in der Prämenopause ohne Lymphknotenbefall wird die adjuvante Therapie nicht generell empfohlen. Frauen mit Lymphknotenbefall sind in diesem Alter mit einem etablierten Schema der Kombinationschemotherapie zu behandeln. Insgesamt sind die Ergebnisse in der Prämenopause für Tamoxifen unsicherer als in der Postmenopause.

Bei Patientinnen in der Postmenopause ohne Rezidiv wird die Indikation zur Behandlung mit Tamoxifen gestellt, wenn der Nachweis von Östrogenrezeptoren positiv ist. Rezidivfreies Intervall und Überlebenszeit nach der Operation lassen sich damit verlängern. Dies gilt nicht nur für die Hochrisikogruppe mit Lymphknotenbefall. Es existieren Hinweise, daß der Nutzen nicht nur auf Tumoren mit positivem Östrogenrezeptor-Nachweis beschränkt ist. Deshalb ist die Indikationsstellung bei negativem Rezeptorbefund vertretbar.

Tamoxifen wird von mehr als 95% der Patientinnen gut vertragen. Aufgrund der Antiöstrogenwirkungen kommt es, verstärkt bei jüngeren Frauen, zu den Symptomen des Östrogenentzuges mit Übelkeit, Hitzewallungen, Ödemen und depressiver Verstimmung. Diese Symptome können im Einzelfall so gravierend sein, daß die Therapie abgebrochen werden muß.

Bei korrekter Indikationsstellung und hinreichender Verträglichkeit ist gegen eine auch jahrelange Behandlung mit Tamoxifen nichts einzuwenden, da rezidivfreies Intervall und Überlebenszeit nach der Operation verlängert werden können (-Red.).


© 1990 arznei-telegramm

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