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NAFTIDROFURYL (DUSODRIL/NAFTILONG) –
INDIKATION = KONTRAINDIKATION?

Durch die Frage einer Patientin stellte ich fest, daß sich die Beipackzettel von DUSODRIL und NAFTILONG bezüglich der Einschätzung von "intermittierenden ischämischen Attacken" einmal als Indikation (beim Originalanbieter), das andere Mal als Gegenanzeige unterscheiden ...

Sind Ihnen ähnliche Fälle (Abweichungen der Packungsbeilagen zwischen Originalanbieter und Nachahmer) bekannt?

I. SCHUBERT, Apothekerin
D-4830 Gütersloh


Bei DUSODRIL handelt es sich um ein Altpräparat, das schon vor Inkrafttreten des Arzneimittelgesetzes 1978 im Handel war und deshalb Indikationsangaben des Herstellers enthält, die nie behördlich überprüft wurden.

Das Nachfolgepräparat NAFTILONG ist nach dem neuen Arzneimittelgesetz zugelassen und deshalb in den Indikationen auf periphere arterielle Durchblutungsstörungen im Stadium II nach FONTAINE eingeschränkt. Konsequenterweise finden sich dann intermittierende ischämische Attacken als Kontraindikationen und nicht als Indikationen. Es ist erklärlich, daß eine Substanz, die gefäßerweiternd wirkt, bei intermittierenden ischämischen Attacken kontraindiziert ist, da durch Blutdruckabfall infolge Gefäßerweiterungen zerebrale Ischämien provoziert und verschlimmert werden. Dieser akzeptierte Stand der therapeutischen Kenntnis wird jedoch vom Hersteller von DUSODRIL mißachtet. Es ist zwar die Intention des Arzneimittelgesetzes, daß sich die Hersteller jeweils an den durch Zulassungen dokumentierten Kenntnisstand anpassen müssen, eine solche Gesetzestreue ist jedoch bei den in der Bundesrepublik Deutschland üblichen Standards der Verantwortlichkeit pharmazeutischer Unternehmer nicht regelmäßig vorauszusetzen.

Es gibt vielfältige Beispiele für derartige Inkongruenzen (vgl. a-t 4 [1982], 36; ADUMBRAN/SIGACALM), die sich am Beispiel von TRENTAL 400 und 600 darstellen lassen. Für TRENTAL 600 besteht eine Neuzulassung mit der einzigen Indikation periphere arterielle Durchblutungsstörungen, während die TRENTAL 400-Gebrauchsinformation auf einer Alt-Registrierung aufbaut und die übliche Indikationslyrik der Durchblutungsförderer vom Ulcus cruris bis zu Innenohrstörungen enthält (–Red.).


© 1990 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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