Mit jährlich 1,8 Millionen Packungen im Wert von 21 Millionen DM (Apotheken-Abgabepreis) nimmt Triazolam (HALCION) hinter Flunitrazepam (2,7
Millionen Pakkungen ROHYPNOL für 32 Millionen DM) Rang zwei unter den meist verordneten Benzodiazepinen ein, die ausschließlich als Schlafmittel
angeboten werden. Das Temazepam-haltige PLANUM erreicht nur ein Drittel der HALCION-Verkaufszahlen.
Mehrfach warnten wir vor schwerwiegenden ZNS-Störwirkungen unter Triazolam (zuletzt in a-t 2 [1989], 24 und 7 [1989], 64). Innerhalb von acht Jahren erhielt
die US-amerikanische FDA fast 2000 Berichte über unerwünschte Wirkungen in Verbindung mit Triazolam bezogen auf die Zahl der Verordnungen
mehr als fünfmal häufiger als für andere Benzodiazepin-Hypnotika wie Temazepam (PLANUM, REMESTAN).
Bezogen auf 1 Million Verordnungen ruft das kurz wirkende (etwa 3 Stunden) Triazolam über 45fach häufiger anterograde Amnesien hervor als
Temazepam, das wir wegen seiner günstigen Halbwertszeit von 5-12 Stunden neben Oxazepam (ADUMBRAN u.a.) als Standardtherapeutikum einstufen (vgl.
tranzparenz-telegramm 1990/91, S. 1122). Ein Arbeitsmediziner berichtet uns beispielsweise über einen Geschäftsreisenden, der sich nach der
HALCION-Einnahme nicht daran erinnern kann, wie er durch die Flughafenkontrolle in das Hotel gekommen ist (NETZWERK-Fall Nr. 3281). Mit Agitiertheit,
Psychose, Verwirrtheit, aggressiven Reaktionen und Krampfanfällen bei Entzug ist nach FDA-Daten unter Triazolam 8-34mal häufiger zu rechnen als nach
Temazepam.
Wegen der nicht vertretbaren hohen Risiken von Abhängigkeit und erhöhter Nebenwirkungshäufigkeit wurden 1987/88 in Deutschland, Frankreich
und Italien Zubereitungen mit 0,5 mg Triazolam vom Markt genommen (vgl. a-t 1 [1988], 6). Die heute in der Bundesrepublik ausschließlich erhältlichen
Tabletten zu 0,25 mg wurden in Australien wegen des Risikos unerwünschter Wirkungen nicht zugelassen. Dort ist lediglich eine 0,125 mg-Dosis auf dem
Markt, die wahrscheinlich der therapeutisch vertretbaren Höchstdosis entspricht.
Häufigkeit und Schwere der zum Teil "paradoxen" und daher von Arzt und Patienten nicht erwarteten Störwirkungen erfordern in den
Triazolam-Produktinformationen auffällige Warnhinweise mit Erläuterung der ZNS-Effekte: "Anterograde Amnesie" (Erinnerungsstörungen
für Ereignisse nach Einnahme von Triazolam), "Travellers Amnesia" und die folgenden ZNS-Reaktionen verschiedener Schwere werden nach
therapeutischen Dosen von Triazolam auffällig häufiger als nach anderen Benzodiazepin-Hypnotika beschrieben: Angstzustand, Agitiertheit,
auffälliges und aggressives Verhalten, Verwirrtheit, Delirium, Depression, Halluzination, Übererregbarkeit, Paranoia und Krampfanfälle beim Entzug.
Treten solche Symptome bei einem HALCION-Patienten auf, ist die Indikation für die Anwendung des Benzodiazepins sorgfältig zu prüfen... Nach
zwei Wochen andauernder Einnahme von Triazolam nimmt dessen Wirksamkeit deutlich ab. Es sollte daher maximal ein Bedarf für zwei Wochen verordnet
werden."
F. HELLANDER, I., S. M. WOLFE: Public Citizen Health Research Group,
Petition Nr. 1196 vom 19. April 1990 / ati d
|