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Warnhinweis

BAKTERIELLE KONTAMINATION
VON PROPOFOL (DISOPRIVAN)

In den USA informierte die ICI-Tochter Stuart Pharmaceuticals Anästhesiologen in einem "dear doctor"-Brief über gehäuft aufgetretene postoperative Fieberreaktionen und Infektionen in Verbindung mit dem i.v.-Anästhetikum Propofol (DISOPRIVAN). In der Bundesrepublik Deutschland wird Propofol seit Ende 1988 zur Einleitung und Aufrechterhaltung der Narkose angeboten (vgl. a-t 5 [1990], 44). Da Propofol in Wasser nahezu unlöslich ist, wird es in einer Emulsion aus Sojaöl und Eiphosphatid hergestellt. Diese ist offensichtlich ein ausgezeichnetes Wachstumsmedium für verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien.2 Die Komplikationen, die insgesamt 24 Patienten in vier Zentren betreffen, sollen auf Mißachtung aseptischer Techniken durch Krankenhauspersonal beruhen, beispielsweise auf der Wiederverwendung von Spritzen für Infusionspumpen verschiedener Patienten. Von den Zwischenfällen sind mehrere Chargen betroffen. Bei deren Überprüfung waren Kulturen von zuvor ungeöffneten Ampullen steril.1

In einem Brief, der in "Der Anästhesist" veröffentlicht werden soll, verschärft ICI Deutschland die Anwendungshinweise: "DISOPRIVAN" "muß unmittelbar nach dem Öffnen der Ampullen in eine sterile Spritze aufgezogen werden. Mit der Verabreichung muß sofort danach begonnen werden."3 In den jetzt noch verbreiteten Beipackzetteln wird die Verwendung der gebrauchsfertigen Mischung "innerhalb von acht Stunden" zugestanden. ICI sieht weder einen Austausch der alten Produktinformationen vor noch einen Rote-Hand-Brief an Anästhesiologen.

FAZIT: Da DISOPRIVAN keine Konservierungsmittel enthält, ist zur Vermeidung postoperativer Infektionen die strikte Beachtung aseptischer Entnahmetechniken erforderlich. Entsprechende Warnhinweise für bundesdeutsche Anästhesisten fehlen.

1

MMWR 39 (1990), 426 / Scrip 1532 (1990), 21

2

DASCHNER, F., persönliche Mitteilung

3

PATTERSON, J. S. (ICI), Der Anästhesist, z. Veröffentl. einger.


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