Wie beurteilen Sie die gleichzeitige Verordnung von Nimodipin (NIMOTOP) und Diltiazem (DILZEM)? Im vorliegenden Fall erhält die
Patientin DILZEM RETARD 1-0-1 bei koronarer Herzkrankheit und Hypertonie. Zusätzlich wurde ihr wegen zerebrovaskulärer Insuffizienz und Schwindel
Nimodipin verordnet.
Dr. med. E. BERGHOLZ, W. KLÜWER (Internisten)
W-5000 Köln 60
Die Wirkungen des Dihydropyridin-Kalziumantagonisten Nimodipin (NIMOTOP) auf die peripheren Gefäße und Koronargefäße entsprechen
denen der Muttersubstanz Nifedipin (ADALAT u.a.) mit Absenkung des Blutdrucks, Zunahme der Herzfrequenz, Schwitzen, Flush und Kopfschmerz. Mit Nimodipin
lassen sich die erwünschten Effekte auf Blutdruck und koronare Herzkrankheit genauso erzielen wie mit Nifedipin oder einem anderen Kalziumantagonisten wie
Diltiazem (DILZEM).
Nimodipin wird vom Hersteller jedoch ausschließlich für zerebrale Indikationen propagiert, da Nimodipin aufgrund seiner Lipidlöslichkeit stärkere
Effekte auf die ZNS-Gefäße haben soll (Werbung: "zerebral wirksamer Ca-Antagonist"). Dies ist relativ dürftig belegt. Gegen Nimodipin
spricht auch die geringe Bioverfügbarkeit der Substanz (vgl. a-t 11 [1989], 102), die bei Einnahme per os nur 5 bis 10% beträgt und anderen
Kalziumantagonisten dieses Typs unterlegen ist (Nifedipin 40 bis 65%).
Die selektive Profilierung von Nimodipin halten wir für eine Marketingentscheidung, bei der tunlichst die Effekte der Substanz auf Herz und Gefäße
ausgeblendet werden sollen. Leider ist die Strategie der Firmen erfolgreich, wie es in der fragwürdigen Komedikation bei der Patientin mit zwei
Kalziumantagonisten zum Ausdruck kommt. Im Kleingedruckten der Fachinformation von NIMOTOP findet sich jedoch der Hinweis, daß Kombinationen mit
anderen Kalziumantagonisten nach Möglichkeit vermieden werden sollen.
Liegt bei der Patientin eine vaskulär bedingte Hirnleistungsstörung vor, sollte sie als entscheidende therapeutische Maßnahme täglich 300 mg
Azetylsalizylsäure (ASPIRIN u.a.) erhalten. Besteht eine nicht vaskulär bedingte Hirnfunktionsstörung, erscheint keine medikamentöse Therapie
angezeigt, da keine wirksame Behandlung existiert. Auch das als "Zerebraltherapeutikum" (Werbung: "Hirndurchblutungsstörungen sind
therapierbar") angebotene Nimodipin bleibt bei solchen Funktionsstörungen ohne Nutzen. Das Symptom Schwindel läßt sich durch Histamin-H1
-Antagonisten wie Cinnarizin (STUTGERON u.a.) beeinflussen (Red.).
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