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vorheriger Artikela-t 1991; Nr. 5: 48 
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ERINNERUNGSLÜCKEN NACH KURZZEITANWENDUNG
VON TRIAZOLAM (HALCION)

In den letzten Jahren berichteten wir mehrfach über schwerwiegende zentralnervöse Störwirkungen, wie anterograde Amnesie, Agitiertheit, Psychose, Verwirrtheit, Krampfanfälle und Abhängigkeit im Zusammenhang mit Triazolam (HALCION). Derartige Störwirkungen führten vor etwa drei Jahren zur Marktrücknahme der Zubereitung mit 0,5 mg in Deutschland, Frankreich und Italien (vgl. a-t 5 [1990], 49).

Erstmals wurden nun in einer kontrollierten Untersuchung Amnesien nach intermittierender Kurzzeitanwendung von Triazolam untersucht. An 18 Patienten wurden das unmittelbare Erinnerungsvermögen am nächsten Morgen nach Medikation bzw. das Erinnerungsvermögen an morgendliche Aufgaben oder morgens gehörte Wortlisten sowie die Häufigkeit von Amnesien im Tagesverlauf ermittelt. Jeweils 6 Patienten nahmen abends intermittierend 0,5 mg Triazolam (HALCION) oder Plazebo bzw. 30 mg Temazepam (PLANUM, REMESTAN) oder Plazebo ein. 6 Patienten erhielten nur Plazebo.

Fünf der sechs Patienten aus der Triazolam-Gruppe berichteten über mindestens eine Amnesie-Episode im Tagesverlauf nach Triazolam-Einnahme. Insgesamt traten im Anschluß an 30 Nächte 12 Amnesie-Ereignisse nach Triazolam-Einnahme, aber keine nach Temazepam auf. Die Fähigkeit, sich abends an morgendliche Aufgaben oder gehörte Wortlisten zu erinnern, war durch Triazolam gegenüber Temazepam oder Plazebo 3- bis 4fach schlechter. Das unmittelbare Erinnerungsvermögen morgens nach Medikamenteneinnahme unterschied sich in den 3 Gruppen nicht wesentlich.

Nach Studienbeginn wurde die empfohlene Triazolam-Dosis von 0,5 mg auf 0,25 mg reduziert. Auch für diese Dosierung sind verschiedentlich Amnesie oder andere Merkfähigkeitsstörungen berichtet worden. Der amerikanischen Gesundheitsbehörde wurden 3- bis 13mal häufiger unerwünschte Wirkungen am zentralen Nervensystem nach 0,25 mg Triazolam gegenüber niedrigdosiertem Flurazepam (DALMADORM u.a.) bzw. Temazepam gemeldet.

Nach Einschätzung der Autoren nimmt die Wirksamkeit von Triazolam durch Dosisverringerung auf 0,25 mg weitaus stärker ab als die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen. Sie sehen eine frühere Forderung bestätigt, Triazolam wegen seiner schweren Störwirkungen vom Markt zu nehmen.

FAZIT: Eine kontrollierte vergleichende Untersuchung an 18 Patienten mit Triazolam (HALCION) und Temazepam (PLANUM, REMESTAN) bestätigt klinische Berichte über Erinnerungslücken am Tage auch nach kurzzeitiger Triazolam-Einnahme. Wegen seiner im Vergleich zu Temazepam häufigeren schweren Störwirkungen wie Agitiertheit, aggressive Reaktionen und Krampfanfälle bei Entzug halten wir Triazolam für bedenklicher als andere Benzodiazepin-Schlafmittel.

BIXLER, E. O. et al.: Lancet 337 (1991), 827 / ati d


© 1991 arznei-telegramm

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