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                            a-t 1991; Nr.07: 58nächster Artikel
Im Blickpunkt

VORBEUGUNG UND BEHANDLUNG VON HITZESCHÄDEN
BEI SPORTLERN UND KRANKEN

Sommerhitze macht vor allem alten Menschen zu schaffen und solchen, die bereits einen Hitzschlag erlitten haben oder besonders hitzeempfindlich sind. Hohe Temperaturen bergen nicht nur die Gefahr des Hitzschlages, sondern auch die der Verschlechterung von Krankheiten wie Herzinsuffizienz.1 Gefährdet sind Personen mit chronischen Erkrankungen des Herzens und der Nieren sowie Säuglinge.2

RISIKOFAKTOREN:1 Körperliche Anstrengungen steigern die körpereigene Wärmeproduktion und tragen wesentlich zu Hitzeschäden bei. Wird die Temperaturregulation über Hautgefäße und Schweißdrüsen behindert, beispielsweise durch hohe relative Luftfeuchtigkeit oder durch wärmestauende Kleidung, drohen Hitzeschäden.

Ein Trainingseffekt ist beschränkt möglich, am ehesten durch regelmäßige Aktivität in warmer Umgebung. Er kann jedoch bereits nach wenigen Tagen ohne Hitzeexposition verlorengehen.

Arzneimittel können die Schweißsekretion oder die Regulation der Körpertemperatur beeinträchtigen,1,2 so z.B. Anticholinergika wie Biperiden (AKINETON u.a.), anticholinerg wirkende Neuroleptika wie Fluphenazin (DAPOTUM, LYOGEN), Promethazin (ATOSIL u.a.) oder Haloperidol (HALDOL u.a.), Antidepressiva wie Amitriptylin (SAROTEN u.a.), Antihistaminika einschließlich der neueren Mittel wie Astemizol (HISMANAL) oder Terfenadin (TELDANE u.a.), Antidiabetika, Diuretika, Beta-blocker, ACE-Hemmer oder Alkohol. Sympathomimetika, vor allem aus der Amphetaminreihe, können die metabolische Wärmeproduktion steigern.

KLINISCHES BILD:1 Hitzeschäden äußern sich zunächst in Schwächegefühl, Übelkeit, erhöhter Körpertemperatur, Kopfschmerzen, Rötung der Haut, später dann in Zeichen der Kreislaufzentralisation wie Blässe mit kaltem Schweiß, Gänsehaut an Brust und Oberarmen, Frösteln, Hyperventilation, Muskelkrämpfen und Gangstörungen. Abrupt auftretende ZNS- Beeinträchtigungen mit zusammenhanglosem Sprechen, Reizbarkeit ("Hitzekoller") und tiefer Bewußtlosigkeit kommen vor. Ein "Hitzschlag" geht mit Körpertemperaturen über 40 - 41 °C und schweren ZNS-Beeinträchtigungen wie Delirium oder Koma einher. Auch wenn die klassischen Symptome des Hitzschlages die rote, trockene, heiße Haut einschließen, können Jogger oder andere Sportler mit allen Graden von Hitzeschäden trotz Hypovolämie noch deutlich schwitzen.

Hämokonzentration, Hämolyse, Rhabdomyolyse, Hypernatriämie und Hypokalzämie sind beschrieben. Bei anstrengungsbedingtem Hitzschlag sind deutlich erhöhte Kreatinkinase(CPK)-Werte durch Rhabdomyolyse möglich. Vor allem bei Personen mit anhaltender ZNS-Beeinträchtigung ist eine Hypoglykämie anzunehmen. Zu den schwerwiegenden Folgen des Hitzschlages gehören Krampfanfälle – besonders während therapeutischer Abkühlung –, Myokardinfarkt, Verbrauchskoagulopathie, akutes Nierenversagen, Hyperkaliämie und Lebernekrosen.

VORBEUGUNG:1,2 Bei Hitzeexposition und starker körperlicher Aktivität wirkt die ausreichende orale Flüssigkeitszufuhr vorbeugend (bis zu 3 - 4 l pro 24 Stunden). Ältere Personen und psychisch Kranke klagen trotz Flüssigkeitsverlust häufig nicht über Durst. Sie sollten ermahnt werden, genügend zu trinken. Vorsicht gilt Verwendern von Arzneimitteln, die die Temperaturregulation beeinflussen.

Wer bei Hitze ausgiebig körperlich aktiv ist, sollte mehr Flüssigkeit zu sich nehmen, als der Durst verlangt. Für Läufer werden 250 ml alle 3 - 4 km empfohlen. Sie sollten sich so oft wie möglich mit Wasser besprühen und Frühsymptome eines Hitzeschadens wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel sowie Sprech- und Gangstörungen kennen. Spezielle isotone Sportgetränke sind im Breitensport unnötig. Elektrolyt-Kohlenhydrat- Getränke sind allenfalls bei körperlicher Höchstleistung mit extremem Schweißverlust zweckmäßig.3 Salztabletten erscheinen nicht ratsam, da der Flüssigkeitsverlust den Elektrolytverlust deutlich überwiegt.

BEHANDLUNG:1 Zunächst beengende Kleidung entfernen. Frühzeitige abkühlende Maßnahmen sind wichtig. Leichte Beschwerden ("Hitzeerschöpfung") lassen sich mit Flüssigkeit per os, Kältekompressen bzw. Besprengen des Betroffenen mit Wasser und Zufächern von Luft oder durch Eispäckchen auf Kopf, Nacken, Bauch, Leisten und in Achselhöhlen beheben. Eine Hypovolämie erfordert je nach Ausprägungsgrad die intravenöse Gabe von 1 Liter einer glukosehaltigen hypotonen Salzlösung über 30 Minuten oder von 1 - 2 Litern über vier Stunden.

Die Behandlung des Hitzschlags muß wegen der Letalität von 10 - 15% grundsätzlich stationär überwacht werden. Tauchbäder in kaltem Wasser und Eismassage unter intensiver Ventilation zur Senkung der gefährlich erhöhten Körpertemperatur können lebensrettend sein. Kälteeinheiten, in denen der Patient mit Wasser besprüht und warmen Luftströmen ausgesetzt wird, haben den Vorteil, daß Kältezittern vermieden wird. Die intravenöse Gabe von Flüssigkeiten erfordert die Kontrolle der Elektrolyte. Durch extreme Hyperthermie können Myokardschäden oder akute Tubulusnekrosen durch Rhabdomyolyse entstehen.

FAZIT: Körperliche Anstrengungen, hohes Alter, Krankheiten und einige Arzneimittel erhöhen bei übermäßiger Wärmeeinwirkung das Risiko von Hitzeschäden. Mit früher Abkühlung und angemessener Flüssigkeitsaufnahme lassen sich ausgeprägte Schäden vermeiden – ein Rat, der für Sportler wichtig erscheint. Patienten mit schwerem Hitzeschaden (Hitzschlag) benötigen rasche Abkühlung und vorsichtige Flüssigkeitssubstitution. Bei geringgradigen Symptomen kann die alleinige Gabe von Flüssigkeit ausreichen.

1

Med. Letter 32 (1990), 66

2

Health Letter 7: 6 (1991), 10

2

bga-Pressedienst vom 6. Juni 1990


© 1991 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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