Zur Kontrazeption nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr wird die zweimalige Einnahme einer Östrogen-Gestagen-Kombination innerhalb
von 72 Stunden in 12stündigem Abstand empfohlen (vgl. a-t 3 [1986], 18). Das hierfür angebotene TETRAGYNON entspricht mit 0,25 mg Levonorgestrel
und 0,05 mg Ethinylestradiol pro Dragee den oralen Kontrazeptiva NEOGYNON und STEDIRIL D. Die Spezialpackung für 4 Dragees TETRAGYNON (10,66
DM) verteuert den Stückpreis um das Drei- bis Vierfache. Ein IUP kann bis zu 5 Tagen nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden. Die
Versagerrate der "Pille danach" wird bislang mit 2 - 3% bzw. "vielleicht doppelt so hoch" in Zyklusmitte und nach IUP mit 1%
angegeben.1
Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr in Zyklusmitte liegt bei 20%, am Ovulationstag bei 30% und an
anderen Zyklustagen bei 0 - 10%.1 Üblicherweise wird die Versagerrate als Häufigkeit der Schwangerschaften bezogen auf alle erfaßten Frauen
angegeben. Dabei bleibt die vom Zyklustag abhängige unterschiedliche Konzeptionswahrscheinlichkeit unberücksichtigt. Diese wird in einer
retrospektiven Auswertung von 10 Studien mit jeweils über 500 Frauen berücksichtigt, die entweder hochdosierte Östrogene oder kombinierte
Östrogen-Gestagen-Präparate nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr als "Pille danach" einnahmen.
Die Versagerrate nach hochdosierten Östrogenen reicht bis zu 48% und liegt nach kombinierten Östrogen-Gestagen-Präparaten zwischen 4,2% und
100%. Die Beurteilung der Zuverlässigkeit der nachträglichen Verhütung wird durch ungenaue oder fehlende Angaben zur Fruchtbarkeit und
Zyklusanamnese der untersuchten Frauen erschwert. In einigen Studien werden viele Frauen mit Geschlechtsverkehr an Zyklustagen mit geringer
Konzeptionswahrscheinlichkeit einbezogen, so daß die Versagerrate falsch niedrig erscheint.2
FAZIT: Die retrospektive Auswertung von Studien zur postkoitalen Verhütung mit hochdosierten Östrogenen und kombinierten Östrogen-
Gestagen-Präparaten lassen die Wirksamkeit der "Pille danach" (TETRAGYNON u. a.) zweifelhaft erscheinen. Prospektive kontrollierte
Untersuchungen zur Zuverlässigkeit der Hormoneinnahme oder der IUP-Einlage zur Verhütung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr werden
gefordert.2
1 | READER, F. C.: Editorial Brit. Med. J. 302 (1991), 801 |
2 | SILVESTRE, L. et al.: Lancet 338 (1991), 39 |
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