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Im Blickpunkt

BRUSTKREBS IM FRÜHSTADIUM:
JA ZUR SYSTEMISCHEN BEHANDLUNG

Die Hormontherapie des Brustkrebses bringt bessere Ergebnisse, als bisher erwartet. Nach einer weltweiten Auswertung von 133 randomisierten Untersuchungen an 75.000 Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium steigert die adjuvante chemotherapeutische oder Hormon-Behandlung des Brustkrebses die 10-Jahres-Lebenserwartung. Etwa 12% von Frauen mit Brustkrebs im Stadium II überlebten zusätzlich nach zehn Jahren, und etwa weitere 6% von Frauen mit Brustkrebs im Stadium I. Pro Jahrzehnt werden wegen Brustkrebs Millionen Frauen in Frühstadien behandelt. Derartige Ergebnisse lassen bei einer Million erkrankter Frauen auf 100.000 zusätzlich überlebende nach zehn Jahren schließen. Etwa ein Drittel des Zugewinns ist auf umsichtige Anwendung von Polychemotherapie zurückzuführen. Die weiteren Verbesserungen werden durch Hormontherapie, z.B. Tamoxifen, (NOLVADEX u.a.) erreicht.

Etwa vier von fünf Frauen mit neu entdecktem Brustkrebs sind älter als 50 Jahre. Bei diesen Frauen hat Tamoxifen eine geringe Toxizität und einen nachgewiesenen lebensverlängernden Nutzen. Die Auswahl einer adjuvanten Therapie hängt vom Alter der Patientin, vom Krankheitsstadium (I oder II), von einer Begleit-Chemotherapie, vom Auftreten des Tumors prä- oder postmenopausal und vom Rezeptorstatus ab.

Je geringer das Rezidivrisiko für die einzelne Patientin, desto geringer erscheint der Nutzen der adjuvanten Behandlung und desto wichtiger wird die individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung. Für eine prämenopausale Frau mit schlechter Prognose ist ein Nutzen durch 6 Zyklen einer Polychemotherapie oder durch Ovarentfernung wahrscheinlich hoch. Hingegen kann diese Behandlung bei einer prämenopausalen Frau mit einer sehr guten Prognose wegen der möglichen gravierenden Störwirkungen nicht angezeigt sein. Nach den Wechseljahren rechtfertigen die geringe Toxizität und gute Wirkung der Hormonbehandlung eine adjuvante Tamoxifen-Therapie über mindestens zwei Jahre, auch bei sehr guter Prognose.

Aus der Auswertung ergeben sich einige unerwartete Ergebnisse. Für Frauen in der Postmenopause mit Östrogenrezeptor-negativen Tumoren wurde allgemein eine adjuvante Behandlung mit Chemotherapeutika bevorzugt. Diese ist vergleichbar wirksam wie Tamoxifen, so daß für Frauen in der Postmenopause mit Östrogenrezeptor-negativen Tumoren heute eher eine besser verträgliche Tamoxifen-Behandlung in Betracht kommt. Auch bei Patientinnen vor den Wechseljahren reduziert Tamoxifen ohne Chemotherapie das Rezidivrisiko trotz hoher Östrogenspiegel deutlich. Im Langzeitversuch bei prämenopausalen Frauen entsprach die Wirksamkeit der frühzeitigen Ovarentfernung der einer Polychemotherapie.

Daß die 5-Jahres-Überlebensrate durch adjuvante Hormon- oder Chemotherapiebehandlung ansteigt, war bereits bekannt (vgl. a-t 4 [1990], 40). Neu ist die Beschreibung der erhöhten Überlebensrate nach zehn Jahren.

Editorial: Lancet 339 (1992), 27


© 1992 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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