Die Daten des dänischen Registers für "Lithium-Babys" mit 225 Kindern im Beobachtungszeitraum von 1968 bis 1983, davon 25
(11%) mit schweren Mißbildungen, lassen Lithium (HYPNOREX u.a.) als Teratogen erscheinen. 18 Kinder (72%) haben Herzmißbildungen, davon ein Drittel
die sonst selten (1:20.000) auftretende EBSTEIN-Anomalie mit einer in die rechte Kammer verlagerten Trikuspidalklappe, vergrößertem rechten Vorhof und
offenem Foramen ovale.
In zwei Fallkontrollstudien nahmen Mütter von Kindern mit EBSTEIN-Anomalie nicht auffällig häufig Lithium ein. In einer prospektiven, kontrollierten
Untersuchung an 133 Frauen mit Lithium-Therapie im ersten Trimenon finden sich schwere Mißbildungen in der Lithium-Gruppe (n=3) gleich häufig wie bei
den Kontrollen (n=3). Eine Schwangerschaft unter Lithium wurde wegen in der 16. Schwangerschaftswoche festgestellter EBSTEIN-Anomalie abgebrochen. Die
Kinder der Lithium-Gruppe haben ein deutlich höheres Geburtsgewicht, das möglicherweise durch eine insulinähnliche Wirkung des Lithium auf den
Kohlenhydratstoffwechsel zu erklären ist. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchung ist Lithium kein starkes Teratogen, jedoch sind schwere und seltene
Anomalien wie EBSTEIN-Anomalie wegen der geringen Zahl der untersuchten Frauen nicht auszuschließen.
FAZIT: Wenn adäquate Screeninguntersuchungen wie Ultraschallkontrollen und fetale Echokardiographie gewährleistet sind, erscheint eine Lithium-
Therapie bei Frauen mit affektiver Psychose und Kinderwunsch auch während der Schwangerschaft vertretbar.
JACOBSON, S. J. et al.: Lancet 339 (1992), 530
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