Fehlbildungssyndrom durch Küchenschelle? Der mißglückte Abtreibungsversuch einer Frau mit Küchenschelle (Pulsatilla) endete nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf mit einem Fehlbildungssyndrom des Kindes: linksseitige Hexadaktylie mit fehlendem Daumen und doppelter ulnarer Anlage (NETZWERK-Bericht 6471). "Zufall?" fragt ein Kollege aus dem Stuttgarter Raum, der von dem Abtreibungsversuch Kenntnis erhielt. Bei Schwangeren ist die Anwendung von Pulsatilla absolut kontraindiziert. Die alkylierende Wirkung des Pulsatilla-Bestandteils Protoanemonin wird nicht nur für Reizungen von Nieren und ableitenden Harnwegen verantwortlich gemacht, sondern auch für eine Hemmung der mitotischen Kernteilung. Nach Aufnahme Protoanemonin-haltiger Pflanzen durch Weidetiere wurden Aborte und teratogene Effekte beobachtet (Pulsatillae herba, Aufbereitungsmonographie vom 11. Nov. 1985). Zubereitungen aus der Küchenschelle finden sich in Homöopathika, aber auch in Kräutermitteln, die gegen Zyklusstörungen und andere gynäkologische Beschwerden angeboten werden (FEMINON-Tropfen u.a.). Ein Hinweis auf eine potentielle Gefährdung in der Schwangerschaft fehlt beispielsweise im Beipackzettel von FEMINON, während die Fachinformation die Gegenanzeige Schwangerschaft ausweist. Nach dem Karlsruher Urteil steht zu befürchten, daß wie schon in den 50er und 60er Jahren Selbstversuche der Abtreibung zunehmen werden (ati d). |
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