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Im Blickpunkt

GRIPPESCHUTZ 1993/94

Influenzaepidemien fordern bisweilen Tausende Tote, überwiegend unter älteren herz- und lungenkranken Menschen.1 Nach Hochrechnungen der von Impfstoffherstellern finanzierten Arbeitsgemeinschaft Influenza sollen in Deutschland in Verbindung mit der letzten "Grippewelle" 8.000 Menschen gestorben sein.2 Zwar schützt die sogenannte Grippe-Vakzine (BEGRIVAC u.a.) offenbar nur 30% bis 40% der Geimpften höheren Alters vor der Erkrankung, doch verläuft die Virusinfektion nach Immunisierung häufig milder.1 Die Zahl tödlicher Folgen verringert sich um zwei Drittel.3 Erkältungen oder "grippalen Infekten" beugt die Impfung nicht vor.

Über 60jährige, Personen mit chronischen Herz-, Atemwegs-, Nieren- und Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes und solche mit Blutarmut oder Abwehrschwäche sollten sich impfen lassen. Dies gilt auch für medizinisches Personal, das selbst erhöhter Ansteckungsgefahr ausgesetzt ist oder die Infektion auf gefährdete Patienten übertragen kann (vgl. a-t 10 [1990], 85).3 Wer keiner dieser Risikogruppen angehört, braucht nicht geimpft zu werden.

Der Schutz beginnt rund zwei Wochen nach Impfung und bleibt etwa ein halbes Jahr lang erhalten. Da "Grippe"-Epidemien überwiegend zwischen Dezember und Februar und gelegentlich noch im Frühjahr ausbrechen, empfiehlt sich die Immunisierung Ende Oktober oder Anfang November.4 Ein Lieferengpaß des Marktführers BEGRIVAC, der durch bakterielle Kontamination embryonierter Hühnereier in den Sommermonaten entstanden ist, soll Anfang Oktober wieder behoben sein.5

Das antiviral wirkende Parkinsonmittel Amantadin (VIREGYT u.a.) beugt der durch den Virusstamm A hervorgerufenen Influenza genauso gut vor wie die Impfung, verursacht aber bei Patienten mit Vorerkrankungen – also den besonders Grippe-Gefährdeten – häufig6 schwerwiegende, vor allem zentralnervöse Störwirkungen, darunter Depressionen, Halluzinationen und Krampfanfälle (vgl. a-t 9 [1988], 77). Epileptikern, verwirrten Personen, Patienten mit Magengeschwür und Schwangeren darf Amantadin nicht, Herz-Kreislauf- und Nierenkranken, Patienten mit Hirnarteriensklerose u.a. nur im Ausnahmefall verordnet werden.7,8

Häufen sich Grippeerkrankungen und wurde das Influenza-A-Virus nachgewiesen, kommt Amantadin kurzfristig für erst vor wenigen Tagen Geimpfte in Betracht, für Patienten mit Abwehrschwäche, die häufig keinen ausreichenden Impfschutz entwickeln, und für Risikopersonen,7,9 die z.B. wegen einer Hühnereiweißallergie oder chronischer Infektionen nicht geimpft werden können.

Mit Amantadin kann eine Influenza-A-Epidemie unter Kontrolle gebracht werden, die in Heimen oder Kliniken ausbricht oder von Erregern verursacht wird, deren Antigene nicht im Impfstoff enthalten sind.7

FAZIT: Die Grippeimpfung (BEGRIVAC 93 u.a.) schützt Ältere und Risikopersonen vor Influenza oder mildert zumindest den Verlauf der bisweilen lebensbedrohlichen Viruserkrankung. Treten neue Subtypen von Influenzaviren auf (Antigen-Shift), versagt allerdings die Prophylaxe. Am günstigsten erfolgt die Impfung Ende Oktober/Anfang November. Nach Ausbruch einer Influenza-A-Epidemie kommt zur Vorbeugung das – für Patienten mit Vorerkrankungen häufig schlecht verträgliche – antiviral wirkende Amantadin (VIREGYT u.a.) in Betracht.




© 1993 arznei-telegramm

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