HEPATOTOXIZITÄT VON HOCHDOSIERTEM VITAMIN E | ||||||
Vitamin E gilt als "Radikalfänger" und wird zur "Abwehr von Radikalattacken bei oxidativem Streß" von Zellen und Zellmembranen empfohlen.1 Unter dieser Hypothese werden in der Intensivmedizin die Beeinflussungsmöglichkeiten von Membranstörungen durch Vitamin E diskutiert, weil Radikalbildungen bei der Entstehung von Folgeerkrankungen wie akuter respiratorischer Insuffizienz (ARDS) von pathophysiologischer Bedeutung sein können. Klinische Belege für diese Hypothese fehlen. Auf einer rheinland-pfälzischen Intensiv-Abteilung erhielten fünf Patienten hochdosierte Gaben von täglich 3-6 g Vitamin E (E-
MULSIN FORTISSIMUM u.a.) per Magensonde. Bei allen traten innerhalb von drei bis zehn Tagen Leberfunktionsstörungen auf mit schnellem, massivem
Anstieg von gamma-GT (bis auf Werte über 2.500 U/l) und alkalischer Phosphatase (AP). Bei drei Betroffenen waren auch die anderen Leberenzyme und bei
einem die Lipase erhöht. FAZIT: Die hochdosierte Gabe von Vitamin E (E-MULSIN FORTISSIMUM u.a.) bei Intensiv-Patienten mit Membranfunktionsstörungen kann zu schweren toxischen Leberparenchymschäden führen, die bisher nur unter parenteraler Anwendung von Vitamin E bei Neugeborenen beobachtet wurden und dem Lösungsvermittler Polysorbat zugeschrieben wurden.3 Da die verwendete Vitamin-E-Emulsion kein Polysorbat enthält, muß die hepatotoxische Wirkung dem Vitamin E angelastet werden.
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