In Deutschland leben rund 5000 Menschen mit zystischer Fibrose (Mukoviszidose).1 Zähes Sekret verstopft Ausführungsgänge
exokriner Drüsen der Atemwege und des Verdauungstraktes. Husten, Durchfall und Entwicklungsverzögerung kennzeichnen das klinische Bild.1
In den vergangenen Jahrzehnten stieg die Lebenserwartung von Patienten mit der autosomal-rezessiv vererbten Stoffwechselerkrankung infolge früher
Diagnose und intensiver Behandlung von 2 auf 25 Jahre. Über 90% der Betroffenen2 sterben an der mit rezidivierenden Bronchopneumonien
einhergehenden Lungenbeteiligung. Das gentechnisch hergestellte, beim Menschen natürlicherweise vorkommende Enzym Dornase alfa (PULMOZYME) soll
den zähen Schleim in den Bronchien verflüssigen und das Abhusten erleichtern. PULMOZYME ist für Personen über fünf Jahre mit
forcierter Vitalkapazität von mehr als 40% des Normalwertes zugelassen.
EIGENSCHAFTEN: Bei zystischer Fibrose sammeln sich unter chronischer Infektion Leukozyten in den Atemwegen an. Diese zerfallen und setzen
große Mengen DNA frei, die neben Glykoproteinen zur Viskosität des Sputums beitragen. Dornase (= Deoxyribonuclease) alfa zerlegt DNA-Moleküle
in kleinere Bruchstücke. In vitro setzt dies die Viskosität des Sputums herab.2,3
NUTZEN: Knapp 1000 über fünf Jahre alte Patienten inhalieren ein halbes Jahr lang zusätzlich zur Standardbehandlung einmal oder
zweimal täglich 2,5 mg vernebelte Dornase alfa oder Plazebo. In den Verumgruppen flammen Atemwegsinfektionen bei 22% bzw. 19% der Patienten auf, so
daß parenterale Antibiotika erforderlich werden, unter Plazebo bei 27% der Anwender. Die Sekundenkapazität (FEV1) steigt in den Verumgruppen bei 30%
bzw. 28% der Patienten um mehr als ein Zehntel, in der Kontrollgruppe nur bei 15%. Mit 2,1 mm bzw. 0,8 mm auf einer 100 mm-Skala vermindert das
Prüfpräparat die Luftnot nur gering.2
In einer Doppelblindstudie an 71 Erwachsenen mit zystischer Fibrose nimmt die Sekundenkapazität durch zweimal täglich 2,5 mg Dornase alfa um
durchschnittlich 13% zu, während Plazebo-Inhalationen keine Verbesserung bringen.3
Zur Dauer der Wirksamkeit fehlen Erfahrungen. Bereits nach drei bis vier Monaten verliert sich der Nutzen zumindest bei einem Teil der Patienten.4 Für
Kinder unter fünf Jahren und Patienten mit Einschränkung der Vitalkapazität unter 40% der Norm fehlen Wirksamkeitsdaten.4
SCHADWIRKUNGEN: Häufig begleiten Stimmveränderungen (12% bis 16%), vor allem Heiserkeit, sowie Entzündungen von Rachen (bis
40%), Kehlkopf (bis 4%) und Bronchien die Inhalationsbehandlung, außerdem Hautausschlag (bis 12%), Brustschmerzen (bis 21%) und
Bindehautentzündung (bis 5%) sowie Erkrankungen von Gallenblase, Leber und Bauchspeicheldrüse.2,5 Nicht immer lassen sich die
Behandlungsfolgen von Symptomen der Grundkrankheit abgrenzen. Von Enzymen ist bekannt, daß sie als Fremdeiweiße bei topischer Anwendung
immunogen wirken können.
DOSIERUNG UND KOSTEN: Einmal täglich werden 2,5 mg mit einem Jet-Inhalationsgerät vernebelte Dornase alfa eingeatmet. Patienten
über 21 Jahre können die Dosis auf zweimal 2,5 mg pro Tag erhöhen. Die monatlichen Kosten steigen dann von 2.500 DM auf 5.000 DM. Die
Lösung darf nicht mit anderen Arzneimitteln vermischt werden.4
FAZIT: Die zystische Fibrose (Mukoviszidose) wird auch heute noch weitgehend symptomatisch behandelt: Pankreasenzympräparate lindern die
Pankreasinsuffizienz, Antibiotika bekämpfen die rezidivierenden pulmonalen Infektionen. Physiotherapie, Bronchodilatatoren, Mukolytika und
Flüssigkeitsvernebler sind wesentliche Eckpfeiler von Prävention und Therapie. Durch regelmäßige Inhalation des gentechnisch hergestellten
Enzyms Dornase alfa (PULMOZYME) neben der Standardtherapie flammen bei einem Teil der Patienten Atemwegsinfektionen seltener auf, und die Lungenfunktion
bessert sich. Insgesamt sind die erreichbaren Wirkungen aber eher bescheiden. Hohe monatliche Kosten von 2.500 bis 5.000 DM erfordern daher eine strenge
Indikationsstellung und Überprüfung des Behandlungserfolges, der nach gegenwärtiger Datenlage teilweise nur drei bis vier Monate
vorhält.
ACHTUNG: Die Dosisangabe im Beipackzettel "soweit nicht anders verordnet: zweimal täglich 2,5 mg"6 leitet fehl.* Üblicherweise wird
wie in der Fachinformation angegeben einmal täglich inhaliert und nur im Ausnahmefall zweimal.
* Laut Roche ist der Text Bestandteil der Zulassung (Fax vom 27.10.94)
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