TOLLWUTSCHUTZ FÜR REISENDE? |
Ein 19jähriger plant eine Reise nach USA und Mittelamerika mit dem Trekkingrad. Bei der Beratung bezüglich erforderlicher Impfungen wurde ihm empfohlen, sich auch gegen Tollwut impfen zu lassen, weil er als Radfahrer u.U. für erkrankte Tiere ein besonderes Reizobjekt darstelle. Die Vorimpfung mache aber dennoch eine postexpositionelle zusätzliche Impfung erforderlich. Würden Sie sich dieser Auffassung anschließen? Dr. med. M. KNOKE (Arzt f. Neurologie, Psychiatrie) Die präexpositionelle Impfung gegen Tollwut kann unabhängig vom Reiseziel sinnvoll sein, wenn sich der Reisende längere Zeit (z.B. einen Monat oder mehr) in Gegenden aufhält, in denen Tollwut eine konstante Bedrohung ist oder in denen sich Trekking-Reisende unabhängig von der Aufenthaltsdauer weit von größeren medizinischen Zentren entfernt aufhalten.1 Die vorbeugende Impfung verringert die Zahl der Impfungen, die nach Biß durch ein tollwutverdächtiges Tier erforderlich werden. Zudem entfällt in dieser Situation die Notwendigkeit, auch Tollwut-Immunglobulin zu geben. Stehen im Reiseland (z.B. in Ländern der Dritten Welt) nur die älteren, wegen hohen Gehalts allergener Substanzen schlechter verträglichen Hirn- bzw. Entenembryoimpfstoffe (neurale Schäden 1:2.000 bzw. 1:20.000) zur Verfügung, wäre bei zu erwartender besonderer Gefährdung die präexpositionelle Impfung zu Hause anzuraten. In den USA und Mexiko gibt es die teureren, aber besser verträglichen, in Hühnerfibroblasten-Zellkulturen vermehrten (z.B. RABIPUR) oder für Personen mit aktuell gesicherter Hühnereiweißallergie Typ III in humanen Diploidzellkulturen vermehrten Impfstoffe (z.B. TOLLWUT-IMPFSTOFF [HDC] MERIEUX). Hier halten wir es für gerechtfertigt, bei Reisen in Gebiete mit guter ärztlicher Infrastruktur erst nach Biß eines tollwutverdächtigen Tieres zu impfen, Red. 1 WHO: "International Travel and Health", 1995, Seite 58 |
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