Malaria-Prophylaxe mit Mefloquin (LARIAM) Angst und Depression im Urlaub: In den letzten Wochen lenken Magazinbeiträge des britischen Senders BBC die Aufmerksamkeit der englischen Öffentlichkeit auf psychiatrische Störwirkungen des Malariamittels Mefloquin (LARIAM). Betroffene berichten über Panikattacken, Halluzinationen und manische Depressionen. Mehr als 130 Klagen gegen den Hersteller Hoffmann La Roche sollen anhängig sein. Angesichts der dem NETZWERK vorliegenden Berichte haben wir Zweifel, daß wie von Roche behauptet schwere Störwirkungen nur bei einem von 10.000 Anwendern auftreten (Scrip 2101 [1996], 16). 32 von 65 NETZWERK-Meldern stufen die Schadeffekte in Verbindung mit Mefloquin als schwer bzw. lebensbedrohlich ein. Zwei von drei Berichten betreffen das Nervensystem (a-t 6 [1994], 54). Angst und Depressionen überwiegen. So muß eine Hamburger Journalistin ihren Aufenthalt in Malaysia wegen Angstpsychose, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Herzrasen vorzeitig abbrechen. Noch sechs Monate später wird sie wegen Angstattacken behandelt (NETZWERK-Bericht 4354). Ein 21jähriger verliert auf einer Keniareise nach Einnahme der zweiten und dritten Tablette insgesamt dreimal für einige Stunden Realitätsbezug und Identitätsgefühl und leidet unter Angstzuständen (4685). Ein Allgemeinmediziner aus dem Hamburger Raum berichtet über eine 38jährige, die nach dreiwöchiger Einnahme depressiv wird. Zusätzlich quälen sie Sehstörungen mit Doppelbildern und Übelkeit. Trotz Absetzen von Mefloquin haben sich ihre Beschwerden einen Monat später nur wenig gebessert (Halbwertszeit von Mefloquin drei Wochen; 8277). Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Mefloquin zur Prophylaxe für Gebiete mit Chloroquin (RESOCHIN u.a.)-Resistenzen beispielsweise in Lateinamerika und dem tropischen Afrika. Für Patienten mit Krampfanfällen oder psychiatrischen Erkrankungen in der Vorgeschichte sowie Personen, die Feinkoordination erfordernde Tätigkeit ausüben (z.B. Flugzeugbesatzungen), bleiben Chloroquin plus Proguanil (PALUDRINE) als Alternative (vgl. a-t 6 [1995], 58). |
© 1996 arznei-telegramm |