PROPHYLAXEVERSAGEN UND DELETÄRE VERLÄUFE |
Im Unterschied zum östlichen Subtyp der Frühsommermeningoenzephalitis FSME (in Lettland, Rußland, Sibirien etc. vorkommend) hat der
westliche Subtyp eine fast durchweg gute Prognose mit hoher Chance der folgenlosen Ausheilung (ein FSME-Todesfall alle drei bis fünf Jahre in der Schweiz).
Schwerwiegende Verläufe der Viruserkrankung ("antikörperabhängige Verstärkung einer Infektion") kommen indes häufiger nach
Anwendung des spezifischen Hyperimmunserums (FSME-BULIN u.a.) vor. Ähnliches wurde auch nach nach Gebrauch von Masernimmunglobulin
beschrieben. Im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION verzeichnen wir eine "schwerste Pseudomyelitis" bei einem 20jährigen. Drei Wochen nach Zeckenbiß und rechtzeitiger passiver Immunisierung erkrankt er mit Bewußtseinseintrübung, Ateminsuffizienz und schweren neurologischen Ausfällen. Die Diagnose FSME wird mehrfach serologisch gesichert (Bericht 6928). Andere Kollegen beschreiben anaphylaktische Reaktionen (1153, 1216, 2520, 7328), Serumkrankheit (6644) und Krampfanfälle (7328, 7534) in Verbindung mit dem Immunglobulin. FAZIT: Die passive Immunisierung nach Zeckenbiß mit FSME-Immunglobulin (FSME-BULIN S u.a.) bietet keinen gesicherten Schutz, kann aber schwere Verläufe mit bleibenden Schäden provozieren. Anbieter und Aufsichtsbehörden ignorieren die von uns seit zwei Jahren geforderte (a-t 1 [1994], 2) überfällige Marktrücknahme. 1 KLUGER, G. et al.: Lancet 346 (1995), 1502 |
© 1996 arznei-telegramm |
Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten
Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.