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Nachwirkungen

FEMOVAN/MARVELON/LOVELLE - wieder eine inkonsequente und unzureichende Sicherheitsentscheidung: Die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erstmals im November 1995 vorläufig angeordneten Anwendungsbeschränkungen für Desogestrel (LOVELLE, MARVELON u.a.)- und Gestoden (FEMOVAN, MINULET)-haltige "Pillen" gelten jetzt unbefristet (BfArM: Pressemitteilung vom 4. Febr. 1997). Wegen Verdoppelung des Risikos venöser Thromboembolien im Vergleich zu Levonorgestrel (in MICROGYNON u.a.)- oder Norethisteron (in SINOVULA MIKRO u.a.)-haltigen Kontrazeptiva dürfen "Pillen" der sog. dritten Generation vom Typ FEMOVAN/MARVELON Frauen unter 30 Jahren nicht als erstes Mittel zur Empfängnisverhütung verordnet werden. Die Altersgrenze wurde eingeführt, weil ein für Schering tätiger Epidemiologe behauptete, die neueren Pillen könnten Frauen über 30 vor Herzinfarkt schützen. Obwohl der Nachweis dieser Hypothese nicht gelang (LEVIS, M. A. et al.: Brit. Med. J. 312 [1996], 88; a-t 2 [1996], 17), hebt das BfArM die Altersgrenze nicht auf und versäumt so fahrlässig, Frauen über 30 Jahren vor den Gefahren von Desogestrel- und Gestoden-haltigen "Pillen" zu schützen. Auch die von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie geäußerte abwiegelnde Einschätzung, die angeordneten Maßnahmen seien "übertrieben" und "das absolute Risiko für ein solches Ereignis sehr gering" (BRAENDLE, W., zit. nach Ärzte Ztg. vom 6. Februar 1997), missachtet den Verbraucherschutz und lässt auf bedenkliche Nähe der Argumentation zu Herstellerinteressen schließen. Jede Thromboembolie oder Lungenembolie bei einer Pillenanwenderin erachten wir als zuviel, wenn sie sich allein durch Wahl eines anderen Verhütungsmittels vermeiden lässt. In Großbritannien wollen 460 Frauen eine Klage gegen Organon, Schering, und Wyeth anstrengen. Die Klägerinnen gehen davon aus, dass unzureichende Warnungen der Hersteller vor den Risiken der neueren Mikropillen zu 25 Todesfällen und Hunderten von Schäden wie Thrombose und Schlaganfall beigetragen haben (Scrip 2205 [1997], 21).


© 1997 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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