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                            a-t 1997; Nr. 6: 61nächster Artikel
Im Blickpunkt

Kaum zu glauben - neue "Pille" mit Desogestrel (BIVIOL): Der Einführungspressekonferenz im Hamburger Kempinski-Hotel Atlantic folgte sogleich die Schlagzeile: "Phasenpille auf niedriger Östrogenbasis eingeführt" (Ärzte Ztg., 9. Juni 1997). Dabei ist das Präparat keineswegs für Frauen "ab Dreißig geeignet", wie der Untertitel betont, sondern zur Erstanwendung für Frauen unter Dreißig verboten. Die Kombination aus Desogestrel und Ethinylestradiol soll dem "Ideal einer Pille sehr nahekommen: Hohe kontrazeptive Sicherheit, kombiniert mit einem günstigen Nebenwirkungsprofil bei gleichzeitig hoher Zyklusstabilität" (Nourypharma: wissenschaftlicher Prospekt zu BIVIOL, Druckzeichen II/97/017). Wer nachrechnet, staunt: Die "Pille mit niedriger Östrogendosis" entpuppt sich im Östrogengehalt pro Zyklus mit durchschnittlich 35 µg Ethinylestradiol pro Tag als 1,7fach höher dosiert als das Desogestrel-haltige Einphasenkontrazeptivum LOVELLE. Zugleich scheint Nourypharma auf die Vergesslichkeit von Verordnern zu setzen und bringt das bereits vor zwei Jahren (29. Juni 1995) zugelassene Präparat erst jetzt auf den Markt. Das im Stufenplanbescheid vom 6. Nov. 1995 neben FEMOVAN, LOVELLE, MARVELON u.a. genannte BIVIOL hätte damals wohl kaum Absatzchancen gehabt - und heute, so hoffen wir, auch nicht: Für Kontrazeptiva der sogenannten 3. Generation ist ein im Vergleich zu Präparaten der 2. Generation vom Typ MICROGYNON doppelt so hohes Thromboembolierisiko nachgewiesen (a-t 5 [1997], 52). Für Varianten wie das "mikrophasische" BIVIOL fehlen hinreichende Sicherheitsdaten, so dass sich das im Firmenprospekt genannte "günstige Nebenwirkungsprofil" auf eines reduziert: auf desinformierendes Marketing-Latein, -Red.


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