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Kurz und bündig

The Lancet und VENOSTASIN: Randomisierte Studien sollen dazu beitragen, den subjektiven Einfluss bei der Einschätzung des Nutzens von Arzneimitteln möglichst auszuschließen. Häufig dienen solche Studien auch für Marketingzwecke. So wird das Rosskastaniensamen- Präparat VENOSTASIN RETARD als "gleichwertige Alternative zur Kompression" beworben (Ärzte Ztg. vom 10. April 1996). Die dabei zitierte, unter Mitarbeit eines Firmenangehörigen durchgeführte Untersuchung (DIEHM, C. et al.: Lancet 347 [1996], 292) erlaubt nach unserer Analyse wegen wissenschaftlicher Mängel wie einer anscheinend nicht effizient durchgeführten Kompressionstherapie keinen Rückschluss auf Gleichwertigkeit (a-t 5 [1996], 47). Die Diskussion über die Studie in nachfolgenden Lancet-Ausgaben blieb spärlich - offenbar nicht nur, weil Rosskastanien-Extrakte als Venenmittel außerhalb des deutschen Sprachraumes kaum gebräuchlich sind. The Lancet "entschied sich", eine scharfe fachliche Kritik an der VENOSTASIN-Studie nicht zu veröffentlichen. Danach erlauben die Ergebnisse von DIEHM et al. nur einen Schluss: Mit einer ungeeigneten Behandlungsmethode, nämlich inadäquaten elastischen Strümpfen (kombiniert mit Diuretika), "lassen sich etwa die selben vernachlässigbaren Effekte erzielen wie mit Rosskastaniensamen-Extrakt. Lediglich ein Verdienst hat der Artikel: Er kann als Lehrbeispiel ... dienen, wie sich mit statistischer Signifikanz ... biologische Belanglosigkeit kaschieren lässt" (FÖLDI, M.: Lymphology 30 [1997], 46). Kritik kommt auch von anderer Seite: "Entscheidend ist nicht primär die Verhinderung von Ödemen..., sondern die Verbesserung der hämodynamischen Situation, insbesondere die Verbesserung des venösen Rücktransportes. Dieser wird eben mit physikalischen Maßnahmen, unter anderem mit Kompressionstherapie, nicht aber mit der Gabe von Ödemprotektiva erreicht" (EHRLY, A. M.: Dtsch. Ärztebl. 94 [1997], C-2018). Die kritische Wertung scheint auch bei Ärzten und Verbrauchern zuzunehmen: 1997 sank der Umsatz von VENOSTASIN gegenüber dem Vorjahr um 11%.


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Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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