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Kurz und bündig

Zum Plazeboeffekt bei Prostataadenom: Patienten mit benigner Prostatahyperplasie erhalten in Deutschland etwa achtmal so häufig pflanzliche Mittel wie Alphablocker oder den 5-Alpha-Reduktasehemmer Finasterid (PROSCAR; SCHWABE [Hrsg.]: "Arzneiverordnungs-Report '97", Fischer, Stuttgart 1997, S. 521). Ob der Nutzen von Phytotherapeutika wie Sägepalmenfruchtextrakt (PROSTAGUTT u.a.) über einen Plazeboeffekt hinausgeht, ist umstritten (a-t 11 [1991], 100). Ein reines Plazebo kann die Beschwerden jedenfalls deutlich und anhaltend lindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Nachauswertung einer Vergleichsstudie mit Finasterid (PROSCAR), an der über 600 Männer mit mäßiger Erkrankung teilnahmen. Den stärksten Effekt entfaltet das Scheinmedikament in den ersten Wochen - eine Zeit, die als sogenannte Run- in-Phase in vielen Studien nicht in die Bewertung einfließt. Gemessen an den Ausgangswerten vor Beginn der vierwöchigen Run-in-Periode hat sich die maximale Harnflussrate nach zweijähriger Plazeboanwendung um 1 ml/sec erhöht, der Symptomscore, der Beschwerden wie Harndrang, -tröpfeln oder -stottern misst, um 2,3 Punkte vermindert. Das Volumen der Vorsteherdrüse dagegen nimmt im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 8,4% zu. Zum Vergleich: Nach der Randomisierung steigert Finasterid die maximale Harnflussrate um 1,4 ml/sec und bessert den Symptom-Score um 2,1 Punkte bei Abnahme des Prostatavolumens um 21%. "Keine Wirkung ohne Störwirkung" gilt auch für Plazebo: Ähnlich wie in der Verumgruppe klagen mehr als 80% über unerwünschte, meist das Urogenitalsystem betreffende Effekte. Anwender des antiandrogen wirkenden Finasterid leiden aber deutlich häufiger unter Ejakulationsstörung (7,7% vs. 1,7%) und Impotenz (15,8% vs. 6,3%) als die Teilnehmer der Kontrollgruppe (NICKEL, J. C. et al.: Brit. J. Urol. 81 [1998], 383/ati d).


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