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Korrespondenz

SULPIRID (DOGMATIL U.A.) NACH BRUSTKREBS?

Sulpirid (DOGMATIL u.a.) darf laut Fachinformation nicht angewendet werden bei "Prolaktin-abhängigen Tumoren sowie allen epithelialen Mamma-Tumoren" ... Heißt das, dass Frauen nach behandeltem Mamma-Ca. ebenfalls DOGMATIL nicht einnehmen sollten? ... Ich habe diese Frage seit Ende letzten Jahres schon dreimal an die Firma Synthelabo gerichtet, jedoch leider keine Antwort erhalten...

Dr. med. H. HAITH (Gynäkologin)
D-70736 Fellbach-Schmiden

Das Neuroleptikum Sulpirid (DOGMATIL u.a.) kann ausgeprägte endokrine Störeffekte wie Hyperprolaktinämie verursachen. Erhöhte Serumkonzentrationen von Hormonen, die ein Wachstum der Brustdrüse stimulieren, gehen bei Brustkrebs mit schlechterer Prognose einher als normale und niedrige Werte. Im Tierversuch bilden sich unter Sulpirid Mammatumoren (a-t 4 [1984], 29; a-t 7 [1985], 53). In Bezug auf das potentielle Risiko für den Menschen reagiert die zuständige Behörde inkonsequent: Das Neuroleptikum Penfluridol (SEMAP) musste 1981 wegen vergleichbarer Befunde aus dem Handel genommen werden (a-t 12 [1980], 102; a-t 3 [1981], 25). Bei Sulpirid begnügte sich das Amt mit der Auflage der Kontraindikation in Schwangerschaft und Stillzeit (s. auch a-t 10 [1986], 104).

Wahrscheinlich beeinflussen alle Neuroleptika die Prolaktinsekretion und bedeuten dadurch eine potentielle Gefährdung. Unter Abwägung von Nutzen und Risiken darf aus diesem Grund bei behandlungspflichtiger Psychose eine neuroleptische Therapie nicht unterlassen werden. Von der Verwendung von Neuroleptika, die besonders die Prolaktinsekretion fördern wie Sulpirid, raten wir jedoch bei Mammakarzinom in der Vorgeschichte ab, zumal gut wirksame Alternativen mit hohem Erprobungsgrad zur Verfügung stehen wie Haloperidol (HALDOL u.a.) oder Levomepromazin (NEUROCIL u.a.), -Red.


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