...Aus einer aktuellen Arbeit der amerikanischen Infectious Diseases Society1 (IDSA) geht hervor, dass - wie in dem
Übersichtsartikel (a-t 12 [1998], 112) vermerkt - Trimethoprim (TMP RATIOPHARM) und Co-trimoxazol
(BACTRIM u.a.) bei der Kurzzeittherapie (3 Tage) der akuten unkomplizierten Zystitis gleichwertig und als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden können,
aber nur dann, wenn die Resistenzsituation nicht über 10% bis 20% hinausgeht. Daraus folgt, dass die örtliche Resistenzsituation bekannt sein muss,
wenn Trimethoprim bzw. Co-trimoxazol als Mittel der Wahl weiterhin empfohlen werden. Andernfalls sind die Fluorchinolone Mittel der ersten Wahl - eine wie mir
scheint rationale Empfehlung. Ampicillin (BINOTAL u.a.) ... gehört nicht zu den empfohlenen Antibiotika für die Kurzzeittherapie der akuten Zystitis.
Dagegen kann die Einzeittherapie mit Fosfomycin (MONURIL) als Alternative angesehen werden, wenn auch die Arbeit der IDSA weitere Studien fordert, um die
Gleichwertigkeit besser zu dokumentieren...
Für die Therapie der akuten unkomplizierten Pyelonephritis empfiehlt das a-t Co-trimoxazol über 14 Tage als Mittel der Wahl. Gyrasehemmer haben danach
lediglich Reservestatus. Eine kürzlich vorgestellte prospektive, randomisierte, doppelblinde klinische Studie2 verglich die Therapie mit Co-trimoxazol (14
Tage) versus Ciprofloxacin (CIPROBAY; 7 Tage). Als Ergebnis wurde festgehalten, dass die kürzere Therapie mit Ciprofloxacin signifikant besser
wirksam und dazu auch verträglicher war. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob die bisherige Empfehlung, die auch das a-t favorisiert, nicht neu überdacht
werden sollte...
Bei unbeschnittenen Männern liefert der Mittelstrahlurin nach Zurückziehen der Vorhaut und Reinigung sehr wohl bessere Ergebnisse als der
Spontanurin.3 Offenbar untersuchte LIPSKY (Zitat 7 im a-t-Artikel) ein anderes Krankengut als wir...
Prof. Dr. med. K. G. NABER
PAUL-EHRLICH-Gesellschaft f. Chemotherapie e.V.
D-94315 Straubing
1 | WARREN, J. W. et al.: 36th Annual Meeting of the Infectious Diseases Society of America,
Denver, Colorado, USA 12.-15. November 1998 |
2 | TALAN, D. A. et al.: Internat. Congr. Infect. Dis., Boston, Mass., USA, 1998 |
3 | NABER, K. G.: Infection 22, Suppl. 1 (1994), S 44 |
... Die Diagnostik eines Harnwegsinfektes bei Frauen macht schon die Gewinnung von Katheterurin erforderlich, da sonst die Gefahr
falsch pathologischer Urinbefunde zu hoch ist ... Gerade rezidivierende Infekte junger Frauen sollten Anlass geben, das Vorliegen einer Harnröhrenenge
auszuschließen, insofern bietet sich die Katheterurinabnahme routinemäßig an.
Die Verwendung von Trimethoprim (TMP RATIOPHARM) als Standardantibiotikum führt in der Regel zu ständigen Therapieversagern und
Misserfolgen aufgrund der aktuellen Resistenzlage. Eine sichere Therapie kann nur unter simultan angelegter Urinkultur vertreten werden ...
Dr. med. U. DEHN (Facharzt f. Urologie)
D-26655 Westerstede
Für die Behandlung des unkomplizierten Harnwegsinfektes bevorzugen wir Trimethoprim (TMP RATIOPHARM), weil es bei gleicher Wirksamkeit
besser verträglich ist als Co-trimoxazol (BACTRIM u.a.). Die lokale Resistenzlage ist bei allen antibiotischen Behandlungen zu berücksichtigen, nicht nur
bei H arnwegsinfektionen. Viele Labore übermitteln den Mitgliedern ihrer Laborgemeinschaft Resistenzberichte. Aus den uns bekannten Daten lässt sich
kein Bedarf für Fluorchinolone als "Mittel der ersten Wahl" ableiten.
Ob die vom Kollegen DEHN beschriebenen ständigen Misserfolge mit Trimethoprim auf Selektion der ihm überwiesenen Patientinnen beruhen? Eine
Verallgemeinerung, insbesondere für den von uns angesprochenen hausärztlichen Bereich, halten wir angesichts der publizierten Daten für nicht
zulässig.
Die Empfehlung, Fosfomycin (MONURIL) als Alternative für die Therapie der akuten Zystitis anzuwenden, stammt aus den USA. Dort ist dies die
einzige Indikation des schnell Resistenzen erzeugenden Stoffes, während er hierzulande auch parenteral für schwere Infektionen wie Osteomyelitis,
Meningitis, Sepsis oder Endokarditis gelistet ist. Durch unnötige und möglicherweise mehrfache Einmaltherapien unkomplizierter Harnwegsinfekte kann
einer Resistenzentwicklung Vorschub geleistet werden, die den Nutzen bei bedrohlichen Infektionen gefährdet.
Solange Daten einer Vergleichsstudie von Co-trimoxazol versus Ciprofloxacin (CIPROBAY) lediglich als Abstract verfügbar sind, halten wir es für
verfrüht, Empfehlungen zur Therapie der Pyelonephritis zu Gunsten von Gyrasehemmern neu zu formulieren. Prinzipiell ist die Argumentation mit Ergebnissen
von Kongressbeiträgen problematisch, weil die Daten weder überprüfbar noch Meinungsanteile der Vortragenden beurteilbar sind.
Die Forderung, einen Harnwegsinfekt bei Frauen generell mittels Katheterurin zu diagnostizieren, widerspricht unseres Erachtens den vorliegenden
wissenschaftlichen Erkenntnissen. Indikationen für eine urologische Diagnostik bei rezidivierenden Infekten werden im Artikel aufgeführt.
Die routinemäßige Anlage einer Urinkultur bei Frauen mit unkompliziertem Harnwegsinfekt ist sowohl aus medizinischen als auch
ökonomischen Gründen unnötig. Bei ambulanten (Thema unseres Artikels) männlichen Patienten reicht es aus, Spontanurin zu
untersuchen. In der Tat hat NABER den Mittelstrahlurin eines "anderen Krankenguts" untersucht, nämlich von
hospitalisierten Männern, -Red.
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