Seit Mitte Januar steht mit Telmisartan (MICARDIS) der sechste Angiotensin-II-Rezeptorantagonist zur Behandlung der Hypertonie zur Verfügung.
40 mg bis 160 mg täglich verringern erhöhten Blutdruck besser als Scheinmedikament. Die Drucksenkung soll der von Losartan (LORZAAR), Amlodipin
(NORVASC), Atenolol (TENORMIN u.a.), Enalapril (XANEF u.a.) und Lisinopril (ACERBON u.a.) entsprechen.1 Studien mit klinisch relevanten Endpunkten
liegen zu Telmisartan nicht vor.
Als "Non-Stop AT1-Blocker"2 soll Telmisartan "über 24 Stunden" wirken. Seine fast vollständige
hepatobiliäre Ausscheidung verringere Störeffekte.3 Der klinische Wert dieser pharmakokinetischen Eigenschaften ist nicht belegt. Eine
Eliminationshalbwertszeit (HWZ) von über 20 Stunden ist länger, als für eine 24-Stunden-Wirkung erforderlich wäre. Im Falle von
Unverträglichkeiten - einschließlich des auch für Sartane beschriebenen lebensbedrohlichen Angioödems (vgl. a-t 11 [1998], 105) - kann sich eine zu lange Halbwertszeit eher ungünstig auswirken. Im Übrigen werden alle
Wirkstoffe dieser Gruppe nur einmal täglich eingenommen.
Störwirkungen entsprechen denen anderer Angiotensin-II-Antagonisten.4 Angaben zur "ausgezeichneten Verträglichkeit"2
beruhen auf einem Artefakt, der auf Grund geringer Patientenzahlen und kurzer Erprobungsdauer für Neueinführungen typisch ist und gerne für
Marketingzwecke missbraucht wird.
FAZIT: Für Telmisartan (MICARDIS) sehen wir keine Vorteile gegenüber anderen Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, wegen der langen
Halbwertszeit sogar eher einen möglichen Nachteil. Abkömmlinge dieser Wirkgruppe bleiben Bluthochdruckmittel der ferneren Wahl. Die exakt gleichen
Jahreskosten aller Sartane von 751 DM erinnern an kartellartige Absprachen. Preiswertes Captopril kostet weniger als ein Fünftel (z.B. jährlich 132 DM
für CAPTO VON CT).
1 | McCLELLAN, K. J., A. MARKHAM: Drugs 56 (1998), 1039 |
2 | MICARDIS-Werbung, Ärzte Ztg. vom 27. Jan. 1999 |
3 | Scrip 2388 (1998), 22 |
4 | Assessment Report für Telmisartan, EMEA, 16. Dez. 1998 |
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