Gibt es neuere Erkenntnisse zu Nutzen und Risiken der Kombination EMBOLEX NM (Certoparin plus Dihydroergotamin)?
C. WELSCH (Krankenhausapothekerin)
D-31134 Hildesheim
Mutterkornabkömmlinge wie Dihydroergotamin (DHE) bergen das Risiko schwerer, teilweise irreversibler Gefäßspasmen. Unter der Heparin-
DHE-Kombination HEPARIN-DIHYDERGOT, die 1987 auf Drängen von Sachverständigen außer Handel kam (a-t 1987; Nr. 9: 81), sind bedrohliche
periphere und andere Durchblutungsstörungen beschrieben mit Amputation, Nierenversagen, Herzinfarkt, Halbseitenlähmung und Tod als
Folge.1
Im Vergleich zu HEPARIN-DIHYDERGOT enthält das Nachfolgepräparat EMBOLEX NM pro Tagesdosis neben dem niedermolekularen Heparin
Certoparin nur noch die halbe Menge DHE (0,5 mg). Unter dieser Dosis ist eine wahrscheinlich DHE-bedingte ischämische Pankreatitis beschrieben (a-t 1988;
Nr. 11: 102).
Im NETZWERK dokumentieren wir insgesamt acht Verdachtsberichte zu EMBOLEX NM, darunter vier vasospastische Reaktionen. Ein 33-jähriger Mann, der
nach Distorsion des rechten Sprunggelenks eine Gipsschiene erhält, verspürt jeweils 15 Minuten nach der Injektion ein über Stunden anhaltendes
Kältegefühl in den Beinen. Am siebten Behandlungstag erleidet er einen Schock (NETZWERK-Bericht 6.913). Bei einer 18-jährigen Frau entwickelt
sich nach der Thromboembolie-Prophylaxe wegen operativer Entfernung eines Fersensporns eine bleibende trophische Weichteilstörung am linken
Unterschenkel und Fuß (Bericht 4.117).
Der DHE-Zusatz soll durch Tonisierung der Venen den Blutfluss beschleunigen. Einen Nachweis für überlegene Wirksamkeit von EMBOLEX NM im
Vergleich zu reinem niedermolekularen oder unfraktionierten Heparin finden wir nicht. Bei dem belegten Schadpotential ist die Nutzen-Risiko-Bilanz negativ, -
Red.
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