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droperidol (dehydrobenzperidol): weltweiter produktionsstopp wegen qt-intervall-verlaengerung
 
DROPERIDOL (DEHYDROBENZPERIDOL):
WELTWEITER PRODUKTIONSSTOPP WEGEN QT-INTERVALL-VERLAENGERUNG


Die Firma Janssen-Cilag stellt weltweit die Produktion aller Formen des Neuroleptikums und Narkosemittels Droperidol ein (hierzulande DEHYDROBENZPERIDOL, in Kombination mit Fentanyl: THALAMONAL). In England soll das Mittel "kurz nach" dem 31. März 2001 nicht mehr erhältlich sein.

Droperidol kann ausgeprägte Verlängerungen des QT-Intervalls auslösen mit der Gefahr bedrohlicher Herzrhythmusstörungen ("Torsade de pointes"). Dies gilt vor allem für die in Grossbritannien erhältlichen oralen Zubereitungen zur Langzeiteinnahme. Das britische Komitee für Arzneimittelsicherheit handelt jetzt, obwohl Droperidol schon seit den 60er Jahren auf dem Markt ist (1). Das ebenfalls über 40 Jahre alte Neuroleptikum Thioridazin (MELLERIL u.a.) wurde im vergangenen Jahr wegen Gefährdung durch Arrhythmien zum Mittel der letzten Wahl zurückgestuft (a-t 2000; 31: 72). Die Übergangsfrist, die mit der britischen Aufsichtsbehörde MCA (Medicines Control Agency) abgestimmt wurde, dient dazu, die Patienten zügig von Droperidol auf eine alternative Therapie umstellen zu können, soweit es die Behandlung von Manien oder schizophrenen Psychosen betrifft (2).

Ob bei der Bereitschaft von Janssen-Cilag zur Kooperation auch Marketing-Strategien eine Rolle spielen, bleibt offen, erscheint uns aber plausibel. Mit jedem Verbot klassischer Neuroleptika vom Typ des Droperidol steigen die Marktchancen für "atypische" neuere Neuroleptika wie Janssens Risperidon (RISPERDAL), das 5 - 10fach teurer ist als klassische Substanzen. Allerdings wurden auch neuere atypische Neuroleptika wie z.B. Sertindol (SERDOLECT) wegen Verlängerung des QT-Intervalls aus dem Handel gezogen (a-t 1999; Nr. 1: 19), und Risperidon darf bei Patienten mit Herzerkrankungen nur mit Vorsicht angewendet werden.

Für Deutschland und beispielsweise auch Österreich bedeutet die Marktrücknahme von Droperidol ein besonderes Problem. Das Arzneimittel gibt es hier nur als parenterale Zubereitung, die vor allem im Rahmen der Neuroleptanalgesie verwendet wird, ferner zur Prämedikation, bei postoperativem Erbrechen und - seltener - bei der Krebs-Chemotherapie. Auch wenn Bedeutung und Anwendung der Neuroleptanalgesie stark rückläufig sind, steht für diese Indikationen keine Substanz mit gleichem Erfahrungsgrad zur Verfügung, während die antiemetische Behandlung mit anderen Neuroleptika wie Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) oder Triflupromazin (PSYQUIL) recht gut erprobt ist. Allerdings können auch diese Substanzen das QT-Intervall verlängern.

Die Probleme mit Droperidol in England werden mit Verzögerung auch den Kontinent erreichen. Janssen/Deutschland gibt auf Anfrage an, noch Vorräte von DEHYDROBENZPERIDOL für etwa ein halbes Jahr zu haben.

(1)

Committee on Safety of Medicines: Discontinuation of Droleptan, 10. Jan. 2001 www.open.gov.uk/mca/csm/droleptan.htm

(2)

Scrip 2001; Nr. 2611: 20



 
© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 31. Januar 2001

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