Griseofulvin (LIKUDEN M u.a.) wird von Aventis als Mittel der Wahl bei Mikrosporie, Tinea capitis und Tinea barbae angepriesen. Was
sagt die Literatur dazu? Kann diese Aussage von Aventis so stehen bleiben?
Dr. med. M. WINTERSCHEIDT (Ärztin f. Dermatologie und Venerologie)
D-41751 Viersen
Griseofulvin (LIKUDEN M u.a.) dient seit 40 Jahren zur systemischen Behandlung von Haarpilzerkrankungen und ist hierzulande als einziges Antimykotikum
dafür zugelassen. Unzuverlässige Absorption und mangelnde Compliance bei einer Therapiedauer von zwei bis drei Monaten begünstigen Rezidive
und die Entwicklung von Resistenzen. Abweichend von der in der Fachinformation angegebenen Dosis von täglich 10 mg/kg Körpergewicht (KG) werden
heute auch Tagesdosierungen von 20 mg bis 25 mg/kg KG empfohlen.1
Griseofulvin wirkt stark immunogen mit allergischen Reaktionen besonders an Haut und Leber. Im Tierversuch schädigt das Fungistatikum das Erbgut und
löst Tumoren aus.2 Daher verbietet sich unseres Erachtens die Anwendung bei Kindern (a-t 1999; Nr. 3: 31-
2). Diese sind aber vorwiegend von Mykosen des behaarten Kopfes betroffen.
Die neueren systemischen Antimykotika Terbinafin (LAMISIL) und Itraconazol (SEMPERA) wirken bei vier- bis sechswöchiger Einnahme
gleich gut wie Griseofulvin.3,4 Verkürzte Behandlungszeiten und Pulstherapien werden erprobt. Rezidive kommen unter Terbinafin
möglicherweise seltener vor.3 3 mg bis 5 mg Itraconazol/kg KG täglich scheinen noch zu wirken, wenn Griseofulvin versagt
hat.1
Terbinafin ist außerhalb Deutschlands (z.B. Österreich, Schweiz) bereits für Tinea capitis bei Erwachsenen und Kindern über zwei Jahren
zugelassen (bis 20 kg KG: 62,5 mg/Tag, bis 40 kg KG: 125 mg/Tag, darüber 250 mg/Tag).5 Hierzulande streben beide Hersteller diese Indikation
an.6,7
Magen-Darm-Störungen, Anstieg der Leberenzyme und Hautreaktionen kommen unter beiden Antimykotika häufig vor. Bis 3% der Terbinafin-behandelten
Patienten klagen über Beeinträchtigung des Geschmacks (a-t 1994; Nr. 4: 40). Von geringer klinischer
Bedeutung scheinen indes die vielfältigen Arzneimittelinteraktionen von Itraconazol bei den vorwiegend betroffenen Kindern zu sein.
Griseofulvin werten wir als "Auslaufsubstanz". Ein Therapieversuch mit den neueren Antimykotika erfordert die besondere (dokumentierte) Aufklärung
der Patienten und ggf. ihrer Eltern, - Red.
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