KOMBIANALGETIKA VOM TYP THOMAPYRIN |
Nachdem ich meinen Patienten seit Jahren versuche klarzumachen, dass Analgetika-Mischpräparate nur die Nebenwirkungsinzidenz
erhöhen, Koffein an sich sinnlos sei, weil der Gehalt einer drittel Tasse Kaffee entspreche, gibt es jetzt mehrere positive Veröffentlichungen in der
Ärzte Zeitung.1 Sollte man dies als Industriesponsoring verstehen, oder bin ich ein unbelehrbarer Fanatiker, der schon seit 20 Jahren davon
redet, dass Mischpräparate vom Markt genommen werden sollten? Im Gegensatz zu Ihren bisherigen Warnungen (z.B. a-t 1998; Nr. 2: 13-4) stehen allerdings Veröffentlichungen von FEINSTEIN, A.R. et al.2 ![]() Das Kombianalgetikum THOMAPYRIN (Parazetamol + Azetylsalizylsäure + Koffein) ist mit 18 Millionen Packungen jährlich (Verkäufe über
öffentliche Apotheken) das in Deutschland meist verwendete Schmerzmittel. Neue Daten sollen angeblich Grundlagen für eine Neubewertung der
Fixkombination liefern.1 Vielfach zitiert werden Empfehlungen der US-amerikanischen Migräne-Gesellschaft. Danach soll die Analgetikakombination als
Mittel der ersten Wahl neben ASS-Monopräparaten (ASPIRIN u.a.) und anderen nichtsteroidalen Entzündungshemmern dienen. Die Empfehlung basiert
auf drei gemeinsam publizierten Studien von nahezu identischem Design, in denen die Kombination bei Patienten mit üblicherweise nicht stark behindernder
Migräne (keine Bettruhe erforderlich u.a.) in den ersten sechs Stunden des Anfalls besser abschneidet als Plazebo.2 Ein Vergleich mit
Scheinmedikament eignet sich vielleicht für das Marketing, hilft jedoch nicht, den Stellenwert eines Mittels bei der Linderung von Migräneanfällen zu
positionieren. Weil den Patienten der Plazebogruppe ein wirksames Mittel vorenthalten wird, erachten wir die Studien als unethisch. Bedenklich zudem: Der Erstautor
und einer der Koautoren gehören zu den insgesamt sieben Verfassern der amerikanischen Leitlinie. Die Veröffentlichung wurde ohne die übliche
Qualitätskontrolle (Review) in die Empfehlungen einbezogen.3 ![]() |
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