Zum Nutzen von Angioplastie oder koronarem Bypass im hohen Lebensalter: Weniger als 10% der Patienten in Studien zum Herzinfarkt sind über
75 Jahre alt. Die an jüngeren Menschen gewonnenen Erkenntnisse können nicht ohne Weiteres auf ältere übertragen werden. Schweizer
Kardiologen publizieren jetzt eine sechsmonatige randomisierte Studie zum Nutzen revaskularisierender Eingriffe (Angioplastie oder Bypass) bei 300 Patienten mit
symptomatischer koronarer Herzkrankheit, die mindestens 75 Jahre alt sind. Die Patienten haben trotz Einnahme von mindestens zwei antianginösen
Arzneimitteln anhaltende Angina-pectoris-Beschwerden. In der Kontrollgruppe wird die medikamentöse Therapie optimiert durch Dosissteigerung oder
Ergänzung antianginöser Mittel sowie zusätzlich Thrombozytenaggregationshemmer und Lipidsenker. Bei 74% der Patienten der Prüfgruppe wird
nach Koronarangiographie ein revaskularisierender Eingriff vorgenommen. Wegen Ausschöpfung konservativer Mittel wird dieser Eingriff jedoch auch bei einem
Drittel der Kontrollgruppe erforderlich. In beiden Gruppen nimmt die Ausprägung der Angina pectoris deutlich ab, und die durch Fragebögen ermittelte
Lebensqualität verbessert sich. Patienten der Prüfgruppe haben aber signifikant weniger anginöse Beschwerden. Der kombinierte Endpunkt aus
Krankenhauseinweisungen wegen zunehmender oder instabiler Angina pectoris, nicht tödlicher Herzinfarkte und Sterblichkeit liegt hier mit 29 (19%) vs. 72
(49%) ebenfalls deutlich niedriger (NNT6 Monate = 3 bis 4). Der Unterschied beruht hauptsächlich auf den selteneren
Krankenhauseinweisungen wegen Angina pectoris. Die Sterblichkeit ist in der invasiven Gruppe mit 8,5% jedoch mehr als doppelt so hoch wie unter primär
konservativer Therapie (4,1%), vorwiegend wegen Übersterblichkeit in den ersten 30 postoperativen Tagen. Der Unterschied ist nicht signifikant. Um die
Differenz statistisch zu sichern, war die Studie zu klein. Die perioperative Mortalität nach Revaskularisierung beträgt 2,5%. Die längerfristigen
Auswirkungen der beiden Therapiestrategien werden weiter erfasst (TIME Investigators: Lancet 2001; 358: 951-7/ati d). Wenn bei älteren Patienten eine
invasive Therapie aus symptomatischer Indikation erwogen wird, sollten sie über die erhöhte Frühmortalität aufgeklärt werden.
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