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Chemotherapie bei hochgradigen Gliomen Erwachsener - immerhin ein geringer Effekt: Der Stellenwert einer adjuvanten Chemotherapie maligner Gliome, vor allem mit Nitrosoharnstoffen, wurde in den vergangenen Jahrzehnten in mehreren zumeist kleinen randomisierten Studien untersucht, jedoch ohne klare Vorteile. In einer Metaanalyse werden jetzt die Daten "aller" randomisierten Patienten im Erwachsenenalter aus "allen relevanten Studien" zusammengefasst ausgewertet (STEWART, L.A. et al.: Lancet 2002; 359: 1011-8). Insgesamt sind zwölf Studien (darunter eine unveröffentlichte) aus der Zeit seit 1965 mit insgesamt 3.004 Patienten einbezogen, die sich einer Standardtherapie von chirurgischem Eingriff und Radiotherapie mit oder ohne adjuvante Chemotherapie unterzogen haben. Endpunkte sind Zeitspanne ohne Krankheitsprogression - ein wenig aussagekräftiger Surrogatparameter - und Dauer bis zum Eintritt des Todes. Die Wahrscheinlichkeit, nach zwei Jahren noch ohne Progression zu sein, steigt durch adjuvante Chemotherapie von 10% auf 15%, die progressionsfreie Krankheitsdauer wird im Median um 1,5 Monate verlängert. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem bzw. zwei Jahren noch zu leben, erhöht sich unter adjuvanter Chemotherapie von 40% auf 46% bzw. 15% auf 20%. Für Regime mit Kombinations-Chemotherapie lassen sich im Vergleich zu Einstoff- Behandlungen keine Vorteile erkennen. Die Frage der Lebensqualität unter der Chemotherapie bei der Verlängerung der Überlebenszeit lässt sich mit den vorhandenen Studiendaten nicht beantworten. Ob die nur geringe, wenn auch statistisch signifikant verlängerte Überlebenszeit tatsächlich einen klinischen Vorteil bedeutet, bleibt somit der individuellen Bewertung der Patienten und ihrer Familien überlassen.

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