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Korrespondenz

AMPUTIERTEN-INITIATIVE E.V. ARBEITET HERSTELLER ZU

Ich möchte von einer mir bisher unbekannten Verknüpfung zwischen Pharmaindustrie - hier Schwarz Pharma Deutschland - und Patientenselbsthilfegruppen berichten: Bei einem meiner langjährigen Patienten, einem 88-Jährigen mit allgemeiner Arteriosklerose und peripherer Verschlusskrankheit im Stadium IIb, verursachte vor zwei Jahren im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung ein arteriosklerotischer Plaque einen Verschluss der Arteria femoralis mit der Folge, dass ihm das rechte Bein im Oberschenkel amputiert werden musste. Der multimorbide Patient wird nun seit Monaten von Mitarbeitern und der besonders engagierten Vorsitzenden der so genannten Amputierten-Initiative e.V. bedrängt, unbedingt am verbliebenen Bein "etwas machen zu lassen". Auf Veranlassung der Initiative wurde ein Angiologe eingeschaltet, der dem Patienten empfahl, sich zu einer "intensiven durchblutungsfördernden Infusionstherapie" bei ihm stationär aufnehmen zu lassen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich bei mehrfacher persönlicher Untersuchung das Bein des Patienten niemals als kühl, vital bedroht oder von Infektion o.ä. gefährdet sah. Auf meinen "hausärztlichen" Widerstand hinweisend gab ich den Angehörigen des Patienten gegenüber mein Interesse an der Amputierten-Initiative zu verstehen.

Als erstes meldete sich bei mir eine Vertreterin der Firma Schwarz Pharma (Hersteller des umstrittenen "vasoaktiven" Mittels Alprostadil [PROSTAVASIN], vgl. a-t 2003; 34: 98, -Red.) und überreichte eine Unmenge "Informationsmaterial". Sie gab an, von der Amputierten-Initiative darauf hingewiesen worden zu sein, ich hätte da einen "Fall" und hätte wohl "Informationsbedarf". Einige Tage später rief mich der Angiologe wegen des Patienten an, angeblich hätte ich um Rückruf gebeten - was ich nie getan habe. Schließlich erreichte mich noch eine Unmenge an Infomaterial der oben genannten Initiative, sämtlich von der Firma Schwarz Pharma publiziert! Ich denke, deutlicher geht es kaum...

NN (Name und Anschrift der Redaktion bekannt)
Interessenkonflikt: keiner

Der Verein soll laut Satzung "ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen und mildtätigen Zwecken" dienen. Diese Einstufung bedarf auch angesichts der damit verbundenen Steuervergünstigungen der Überprüfung, -Red.

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