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Enoxaparin (CLEXANE) versus unfraktioniertes Heparin bei akutem Infarkt: Das fraktionierte Heparin Reviparin (CLIVARIN) scheint beim akuten Infarkt die Zahl der Todesfälle, Reinfarkte oder Insulte zu vermindern, wenn Streptokinase (STREPTASE) verabreicht oder keine Reperfusionstherapie durchgeführt wird (vgl. Seite 40; a-t 2005; 36: 22-3). Die ExTRACT-TIMI* 25- Studie vergleicht jetzt den Nutzen von Enoxaparin (CLEXANE) mit dem von unfraktioniertem Heparin (LIQUEMIN N u.a.) bei Patienten mit akutem Infarkt, die eine Thrombolyse erhalten. 20.506 Patienten im mittleren Alter von 60 Jahren werden innerhalb von sechs (im Mittel 3,2) Stunden nach Symptombeginn aufgenommen. Sie werden nach Entscheidung der Prüfärzte mit fibrinunspezifischer Streptokinase (20,2%) oder spezifischen Mitteln wie Alteplase (ACTILYSE; 54,6%), Tenecteplase (METALYSE; 19,5%) oder Reteplase (RAPILYSIN; 5,5%) behandelt. Interventionelle Therapien wie perkutane Angioplastie sind in Notfällen bei erfolgloser Thrombolyse oder Reinfarkt erlaubt, elektiv sollen sie jedoch erst nach 48 Stunden durchgeführt werden. Tatsächlich erfolgt bei 23% eine Angioplastie, ganz überwiegend elektiv. Nach Randomisierung erhalten die Patienten doppelblind im Median sieben Tage lang Enoxaparin (30 mg i.v. als Bolus, dann zweimal täglich 1 mg pro kg Körpergewicht [KG]; Patienten über 75 Jahre kein Bolus und nur 0,75 mg/kg KG zweimal täglich; bei Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min einmal täglich 1 mg/kg KG) oder zwei Tage lang unfraktioniertes Heparin (60 E/kg KG als Bolus; dann 12 E/kg/h). Innerhalb von 30 Tagen sind Todesfälle oder Reinfarkte (primärer Endpunkt) unter Enoxaparin signifikant seltener (9,9% vs. 12,0%; relatives Risiko 0,83; 95% Vertrauensbereich 0,77-0,90). Von den beiden Komponenten des Endpunktes werden nur Reinfarkte vermindert (3,0% vs. 4,5%). Die Ergebnisse in Subgruppen, definiert unter anderem nach Geschlecht, Alter, Art des Thrombolytikums oder Durchführung einer PCI, unterscheiden sich Myocardial Infarction Treatment - Thrombolysis In Myocardial Infarction nicht wesentlich von dem in der Gesamtgruppe. Schwere Blutungen treten unter Enoxaparin signifikant häufiger auf als unter unfraktioniertem Heparin (2,1% vs. 1,4%), wobei Patienten mit schwerer Blutung häufiger sterben. Innerhalb der ersten 48 Stunden zeigt sich beim primären Endpunkt nur im Trend ein Vorteil für Enoxaparin (4,7% vs. 5,2%; p = 0,08; ANTMAN, E.M. et al.: N. Engl. J. Med. 2006; 354: 1477-88). Es ist somit nicht sicher zu entscheiden, ob der Vorteil für Enoxaparin auf einen substanzspezifischen Effekt oder auf die mit sieben statt zwei Tagen längere Anwendung zurückzuführen ist. Die Studie lässt keine Aussage zu über Patienten, die primär interventionell behandelt werden. Soweit ein indirekter Vergleich mit den Ergebnissen der OASIS**-6-Studie (Seite 40) möglich ist, scheint Enoxaparin bei thrombolytisch behandeltem Infarkt ähnlich wirksam zu sein wie Fondaparinux (ARIXTRA), aber mit höherer Blutungsrate einherzugehen, - Red.

*

ExTRACT-TIMI = Enoxaparin and Thrombolysis Reperfusion for Acute Myocardial Infarction Treatment - Thrombolysis In Myocardial Infarction

**

OASIS = Organization to Assess Strategies in Acute Ischemic Syndromes

© 2006 arznei-telegramm

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