Suizidalität unter Levofloxacin (TAVANIC) und anderen Gyrasehemmern: Eine 18-jährige Frau mit Pyelonephritis wird nach Umstellung
von Ciprofloxacin (CIPROBAY u.a.) auf Levofloxacin (TAVANIC) depressiv und entwickelt nach fünftägiger Einnahme akute Suizidgedanken. Diese
verschwinden nach Wechsel auf Co-trimoxazol (COTRIM u.a.). Der jungen Frau waren Selbsttötungsideen bislang fremd (NETZWERK-Bericht 13.283). Bereits
zwei Stunden nach der ersten Einnahme von Levofloxacin leidet eine 22-Jährige akut unter Suizidvorstellungen sowie erneut bei Reexposition zwei Tage
später (11.085). Psychische Störwirkungen wie Halluzinationen, Depression oder Psychose gelten als Gruppeneffekt von Gyrasehemmern. Über
Selbsttötungen in Verbindung mit dieser Stoffgruppe berichteten wir bereits vor Jahren (a-t 1995, Nr.
8: 87-8). Im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION dokumentieren wir sechs Suizide (6.410 bis 6.415), einen Suizidversuch (8.181) und dreimal
Suizidgedanken (8.234, 8.313, 8.661) in Verbindung mit Ofloxacin (TARIVID u.a.). Unter Ciprofloxacin töten sich drei Patienten (7.535, 8.119, 8.215), einer
überlebt den Sprung aus dem zweiten Stock (2.697), eine Frau möchte sich nach Einnahme der ersten Tablette vergiften (10.392). Der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, die 2004 eine Warnung veröffentlichte (Dt. Ärztebl. 2004; 101: A1618-9), liegen 44 Berichte zu
suizidalen Gedanken und Handlungen unter Gyrasehemmern vor. Auch die jüngste Variante Moxifloxacin (AVALOX) ist betroffen (AkdÄ: Schreiben vom
22. Juni 2006). Während Bayer bislang auf einen entsprechenden Hinweis verzichtet (Bayer: Fachinformation AVALOX; Stand Apr. 2005), wird neuerdings in
der Fachinformation von TAVANIC vor "suizidalen Gedanken und Handlungen" gewarnt. "Selbstgefährdendes Verhalten" trete "manchmal schon nach einer
einzelnen Dosis von Levofloxacin" auf (Sanofi Aventis: Fachinformation TAVANIC, Stand März 2006).
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