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RISPERIDON-PRÄPARATE ÜBERSCHWEMMEN DEN MARKT

Nach Ablauf des Patentes des "atypischen" Neuroleptikums Risperidon (RISPERDAL) überschwemmen in einem bislang nicht bekannten Ausmaß Generika den Markt. Allein am 15. Dezember bieten 28 Firmen 163 Risperidon-Präparate in 414 Packungen neu an. Es geht um viel Geld: Das Original RISPERDAL nahm 2006 mit 219 Mio. Euro (plus 17% gegenüber Vorjahr) Rang 50 der führenden Arzneimittel nach Verordnungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung ein (1).

Die neuen Generika ermöglichen mehr als eine Halbierung der Kosten, beispielsweise eine Reduktion um 60% durch RISPERDOC 2 mg statt RISPERDAL 2 mg (123,09 Euro statt 307,73 Euro für 100 Tabletten). Der Anbieter des Originals, Janssen-Cilag, hat die Preise von RISPERDAL offiziell nicht gesenkt. Hohe deutsche Listenpreise tragen nämlich wesentlich dazu bei, das internationale (Preis)Niveau zu sichern, da sich die Preisbildung in anderen Ländern zu einem großen Teil an deutschen Preisen orientiert. Hierzulande versucht Janssen-Cilag auf andere Weise, Marktanteile zu halten:

Im Klinikbereich fordert Janssen-Cilag Krankenhausapotheker und klinikversorgende Apotheken auf, mit der Firma Kontakt aufzunehmen, sobald "Angebote von RISPERDAL-Generika" vorliegen: "Wir sind sicher, dass wir Ihnen im Rahmen unserer guten Geschäftbeziehungen ein konkurrenzfähiges Angebot für unser Originalpräparat RISPERDAL unterbreiten können." (2)

Im ambulanten Bereich nutzt Janssen-Cilag die Möglichkeit von Rabattverträgen, die beispielsweise mit der AOK Rheinland/Hamburg bestehen (3). Bei einer Preisdifferenz von 185 Euro in dem genannten Beispiel müssen die eingeräumten Rabatte erheblich sein, werden aber generell nicht öffentlich gemacht.

Grundsätzlich sehen wir in den Rabattverhandlungen zwischen Firmen und Kassen ein Einfallstor für Korruption, weil die Abmachungen zwischen Firmen und GKV-Verhandlern intransparent sind und eine öffentliche Kontrolle fehlt. Da es um Gelder der Versicherten geht, erscheint uns eine Publikationspflicht für ausgehandelte Rabattverträge und deren Ergebnisse unerlässlich.

Vom Boom der Risperidon-Präparate profitieren zunächst die Printmedien. Die aktuelle Ausgabe von "Der Nervenarzt" ist in Bezug auf Werbung bereits Risperidon-lastig. Zumindest einen positiven Aspekt können wir dieser Flut abgewinnen. Die unsäglich plumpe Werbung von Janssen-Cilag für RISPERDAL: "Er ist Schizophreniepatient und hat wieder Freude am [tschi:p tschi:p] der Vögel" (4) wird durch die bezugnehmende Werbung von Orion Pharma für RISPECARE ["cheap cheap"] (5) für weitere Werbeaktionen unmöglich gemacht.

1 SCHWABE, U., PAFFRATH, D. (Hrsg.): "Arzneiverordnungs-Report 2007", Springer, Heidelberg 2008, Seite 985
2 Janssen-Cilag: Anschreiben an Krankenhausapotheken und Versorgungsapotheken: "Generika-Eintritt RISPERDAL", Dez. 2007
3 Janssen-Cilag: Anschreiben an Apotheken, 5. Dez. 2007
4 Janssen-Cilag: Werbung für RISPERDAL CONSTA, Ärzte Zeitung vom 5. Dez. 2007
5 Orion Pharma: Werbung für RISPECARE, Der Nervenarzt, Dez. 2007

© Redaktion arznei-telegramm, blitz-a-t 21. November 2007

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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