ACE-HEMMER/AT-II-BLOCKER + TRIMETHOPRIM (INFECTOTRIMET; IN: EUSAPRIM U.A.)
... Achtung: Hyperkaliämie
ACE-Hemmer wie Captopril (TENSOBON, Generika) mindern durch Hemmung der Aldosteronsekretion die Ausscheidung von Kalium durch die Nieren. Bei Monotherapie nierengesunder Patienten wirkt sich dies in der Regel klinisch nicht aus, kann aber bei Niereninsuffizienz oder bei Komedikation mit Arzneimitteln, die ebenfalls eine Kaliumretention fördern, zu bisweilen lebensbedrohlicher Hyperkaliämie führen. Weitere Risikofaktoren für ACE-Hemmer-bedingte Hyperkaliämie sind Diabetes, linksventrikuläre Funktionseinschränkung und fortgeschrittenes Alter (vgl. a-t 1998; Nr. 2: 27). Gleiches gilt für Angiotensin-II-Antagonisten.1,2
In einer aktuell publizierten kanadischen Fall-Kontroll-Studie auf der Basis von Versicherungs- und Registerdaten wird untersucht, inwieweit die Komedikation von ACE-Hemmern oder AT-II-Antagonisten mit dem Antibiotikum Co-trimoxazol (EUSAPRIM, Generika) das Hyperkaliämierisiko steigern kann. Aus einer Kohorte von mehr als 400.000 Patienten, die zwischen 1994 und 2008 in Ontario gewohnt haben, mindestens 66 Jahre alt sind und dauerhaft einen ACE-Hemmer oder AT-II-Blocker einnehmen, werden als "Fälle" diejenigen bestimmt, die innerhalb von 14 Tagen nach zusätzlicher Verordnung eines Antibiotikums - Co-trimoxazol, Ciprofloxacin (CIPROBAY, Generika), Norfloxacin (BARAZAN, Generika), Nitrofurantoin (FURADANTIN, Generika) oder Amoxicillin (AMOXYPEN, Generika) - mit Hyperkaliämie ins Krankenhaus aufgenommen werden müssen. Kontrollpatienten stammen ebenfalls aus der Kohorte und müssen eines der Antibiotika verwendet haben, dürfen aber vor dem Indexdatum nicht wegen Hyperkaliämie stationär behandelt worden sein.1
Im Vergleich zur Komedikation mit Amoxicillin (Hyperkaliämie unwahrscheinlich, primäre Analyse) geht Komedikation von ACE-Hemmern oder AT-II-Blockern mit Co-trimoxazol mit einem nahezu siebenfach erhöhten Risiko der Hyperkaliämie-assoziierten Krankenhausaufnahme einher (adjustierte Odds Ratio 6,7; 95% Konfidenzintervall 4,5-10,0). Bei keinem der anderen untersuchten Antibiotika, die alle häufig und in ähnlichen Indikationen verwendet werden, wird ein solcher Risikoanstieg beobachtet.1
Als ursächlich für die Wechselwirkung auf Seiten des Antibiotikums gilt die Co-trimoxazolkomponente Trimethoprim (INFECTOTRIMET). Hyperkaliämie als unerwünschte Wirkung von Trimethoprim wurde erst in den 1990er Jahren erkannt. Inzwischen weiß man, dass Trimethoprim ähnlich wie das kaliumsparende Diuretikum Amilorid (in: AMILORETIC u.a.) die Kaliumausscheidung durch Hemmung von Natriumkanälen im distalen Tubulus mindert.1,3 Während die Fachinformation des Trimethoprim-Monopräparates INFECTOTRIMET vor der möglichen Wechselwirkung mit ACE-Hemmern, nicht aber AT-II-Blockern warnt, fehlen entsprechende Hinweise in Fachinformationen zu Co-trimoxazol gänzlich (zum Beispiel EUSAPRIM).4,5
Komedikation von ACE-Hemmern oder AT-II-Blockern mit dem Antibiotikum Co-trimoxazol (EUSAPRIM, Generika) geht bei älteren Patienten nach einer Fall-Kontroll-Studie mit hohem Risiko einer Hyperkaliämie einher.
Ursächlich für die Wechselwirkung auf Seiten des Antibiotikums ist die Co-trimoxazolkomponente Trimethoprim (INFECTOTRIMET), die wie ein kaliumsparendes Diuretikum wirkt.
Ist bei älteren Patienten unter ACE-Hemmern oder AT-II-Blockern eine Antibiotikatherapie erforderlich, sind Trimethoprim oder Co-trimoxazol möglichst zu meiden.
Wenn die Komedikation nicht zu vermeiden ist, ist der Kaliumspiegel zu überwachen.
1 | ANTONIOU, T. et al.: Arch. Intern. Med. 2010; 170: 1045-9 |
2 | PALMER, B.F.: N. Engl. J. Med. 2004; 351: 585-92 |
3 | PERAZELLA, M.A.: Drug Safety 2000; 22: 227-36 |
4 | Infectopharm: Fachinformation INFECTOTRIMET, Stand Juli 2008 |
5 | GlaxoSmithKline: Fachinformation EUSAPRIM, Stand Juni 2009 |
© 2010 arznei-telegramm, publiziert am 16. Juli 2010
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