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Nebenwirkungen

VITAMIN C: NIERENSTEINRISIKO ERHÖHT

Eine Vielzahl randomisierter Studien und Metaanalysen lässt für Vitamin C (Askorbinsäure) - wie auch für andere Vitamine und Mineralstoffe - keinen Nutzen hinsichtlich Vorbeugung kardiovaskulärer Erkrankungen, Krebs oder Erkältungen erkennen (a-t 2008; 39: 123-4, 2003; 34: 100-2, 111-3).1,2 Im Gegensatz zu Vitamin E und Betakarotin, für die schon länger deutliche Hinweise auf negative Effekte vorliegen, gilt Vitamin C aber selbst in hoher Dosis oft als harmlos, da Überschüsse mit dem Urin ausgeschieden werden.3 Beim Abbau von Askorbinsäure entsteht jedoch Oxalat, häufiger Bestandteil von Nierensteinen. Eine aktuelle schwedische Kohortenstudie4 errechnet jetzt ein erhöhtes Risiko von Nierensteinen für Männer, die Vitamin-C-Supplemente einnehmen: Die zu Beginn der Untersuchung 45 bis 79 Jahre alten Teilnehmer geben eingangs per Fragebogen Auskunft über Ernährungsgewohnheiten, Lebensstil und die Einnahme von Vitaminpräparaten. Mithilfe von Registerdaten wird geprüft, wie viele innerhalb des elfjährigen Beobachtungszeitraums erstmalig an Nephrolithiasis erkranken. Vitamin-C-Anwender (geschätzte Tagesdosis: 1.000 mg) haben demnach ein doppelt so hohes Risiko, Nierensteine zu entwickeln, wie Männer, die keinerlei Vitaminpräparate einnehmen (31/907 versus 405/22.448, adjustiertes relatives Risiko 1,92; 95% Konfidenzintervall 1,33-2,77). Multivitaminpräparate steigern das Nierensteinrisiko hingegen nicht.4

Die Aussagekraft der Untersuchung wird durch methodische Probleme eingeschränkt, beispielsweise wird die Einnahme von Vitaminpräparaten lediglich einmal zu Studienbeginn erfasst. Das Ergebnis stützt jedoch eine frühere große Kohortenstudie, in der ebenfalls ein erhöhtes Nierensteinrisiko für Männer errechnet wird, die täglich mehr als 1.000 mg Askorbinsäure einnehmen.5 Eine ähnliche Untersuchung bei Frauen ist hingegen negativ verlaufen.6* Angesichts der fehlenden Nutzenbelege wiegen Hinweise auf potenzielle Risiken umso schwerer: Wir raten weiterhin von Präparaten mit Vitamin C oder anderen Vitaminen zur Vorbeugung oder Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Erkältungen ab, -Red.

  (M = Metaanalyse)
M 1 MYUNG, S.-K. et al.. BMJ 2013; 346: f10 (22 Seiten)
M 2 HEMILÄ, H., CHALKER, E.: Vitamin C for preventing and treating the common cold. Cochrane Database of Systematic Reviews, Stand Nov. 2012, Zugriff Apr. 2013
3 FLETCHER, R.H.: JAMA Intern. Med. 2013; 173: 388-9
4 THOMAS, L.D.K. et al.: JAMA Intern. Med. 2013; 173: 386-8
5 TAYLOR, E.N. et al.: J. Am. Soc. Nephrol. 2004; 15: 3225-32
6 CURHAN, G.C. et al.: J. Am. Soc. Nephrol. 1999; 10: 840-5

* Als Vergleich wurde dort allerdings die Einnahme von niedrig dosierter Askorbinsäure herangezogen (weniger als 250 mg/Tag), was einen möglichen Risikoanstieg maskiert haben könnte.5

© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 19. April 2013

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