GOJI-BEEREN: BLUTUNGEN BEI STABILER ANTIKOAGULATION MIT CUMARINEN
Als „Wunderfrüchte für alle” oder „eines der besten Lebensmittel der Welt” werden Goji-Beeren im Internet angepriesen.1 Die seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen Medizin verwendeten Früchte des Nachtschattengewächses Gemeiner Bocksdorn (Lycium barbarum) sollen Immunsystem und Herz stärken, Blutfettwerte senken, dem Anti-Aging dienen und vieles mehr. Im Angebot sind die Früchte sowie Zubereitungen wie Tees, Säfte, Marmeladen u.a.2
Bestandteile von Goji können allerdings mit Arzneimitteln interagieren – zum Teil mit lebensbedrohlichen Folgen. Dies veranschaulichen vier von einer Autorin aus dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zusammengestellte Fallberichte.2 Demnach können drei oder vier Tassen Goji-Tee täglich oder 30 ml Goji-Saft zweimal täglich bereits nach zwei Tagen eine zuvor stabile Einstellung mit einem Cumarin-Antikoagulans entgleisen lassen und schwere Blutungen auslösen. Der Wirkmechanismus ist nicht bekannt, diskutiert wird eine Blockierung des Zytochrom-P450-Enzyms CYP 2C9. In Kanada ist die Interaktion bereits in den Produktinformationen von Cumarin-Antikoagulanzien gelistet, in Europa wird noch darüber diskutiert.2
Wer Cumarin-Antikoagulanzien einnimmt, sollte vor dem Verzehr von Goji-Produkten gewarnt werden. Bei unerwartetem Anstieg von INR-Werten empfiehlt es sich, gezielt nachzufragen, ob Goji-Beeren oder Goji-Zubereitungen verwendet werden.
Vom Verzehr von Goji raten wir ab. Goji-Beeren gehören nicht zu den hierzulande üblichen Lebensmitteln. 13 von 14 Proben konventionell angebauter Goji-Beeren wurden aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen von Pestiziden beanstandet.3 Und die für Goji versprochenen Effekte ordnen wir ohnehin dem Bereich der Quacksalberei zu.
1 | z.B. http://www.zentrum-der-gesundheit.de/goji-beeren-ia.html |
2 | FLÜGGE, I.: Bull. z. Arzneimittelsicherheit 1/2013: 13-7 |
3 | Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart: Nachgefasst: Pestizide in Goji-Beeren, 3. März 2010 http://cvuas.ua-bw.de/pdf/druck_pest_gojibeeren2010.pdf |
© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 10. Mai 2013
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