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Kurz und bündig

Ebola - forcierte Impfstoffentwicklung

Der aktuelle Ebolaausbruch ist eine Katastrophe für die betroffenen westafrikanischen Länder. Gelingt die Eindämmung nicht, wird im schlimmsten Fall bereits für Anfang des Jahres 2015 mit mehr als 1 Mio. Infizierten gerechnet.1 Die Weltgemeinschaft hat trotz der wiederholten Warnungen zum Beispiel von Ärzte ohne Grenzen erst sehr spät reagiert. Während die internationale Hilfe vor Ort jetzt langsam anläuft, wird gleichzeitig mit Hochdruck an der Entwicklung von Impfstoffen gearbeitet. Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten sind der von GlaxoSmithKline und dem US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases entwickelte cAd3-ZEBOV*-Impfstoff sowie der von der kanadischen Gesundheitsbehörde entwickelte rVSV-ZEBOV-Impfstoff, der von der amerikanischen Firma NewLink Genetics hergestellt wird. Für beide Impfstoffe wird ein experimentelles Prinzip, das Prinzip der so genannten viralen Vektoren oder Genfähren, genutzt: Viren, die für Menschen als sicher gelten und denen Genmaterial für Glykoproteine von Ebolaviren eingebaut wurde, die beim Impfling eine Immunantwort gegen Ebola auslösen sollen. Beide Impfstoffe haben im Tierversuch mit Primaten eine 100%ige Wirksamkeit gezeigt. Phase-I-Studien mit cAd3 haben im September begonnen, rVSV wird seit Mitte Oktober ebenfalls erstmals am Menschen getestet. Bei einer Tagung der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf Ende September waren sich die beteiligten Experten einig, die weitere klinische Erprobung so schnell wie möglich voranzutreiben. Wenn die Phase-I-Studien, die erste Daten zur Sicherheit, Immunogenität und Dosierung bringen sollen und deren vorläufige Ergebnisse für November/Dezember erwartet werden, günstig verlaufen, sollen sich Phase-IIa-Studien anschließen, die in Afrika außerhalb der Epidemiegebiete durchgeführt werden. Parallel dazu sollen Phase-IIb-Studien in den von Ebola betroffenen Ländern beginnen, wo insbesondere die in der Versorgung von Ebolapatienten tätigen Personen eingeschlossen werden sollen.2,3 Substanzielle Mengen der Impfstoffe könnten aber auch bei positivem Verlauf der Phase-1-Studien frühestens Anfang 2015 verfügbar sein.3 Derzeit ist weiterhin die rasche Ausweitung der materiellen und personellen Hilfe in den Ebolagebieten dringend erforderlich, -Red.

1 MELTZER, M.J. et al.: MMWR 2014; 63 (Suppl.): 1-14
http://www.a-turl.de/?k=ehlm
2 WHO: Experimental Ebola vaccines. Ebola situation assessment, 1. Okt. 2014
http://www.a-turl.de/?k=arch
3 KANAPATHIPILLAI, R. et al.: N. Engl. J. Med., online publ. am 7. Okt. 2014 doi: 10.1056/NEJMp1412166

* ZEBOV = Zaire Ebola Virus

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 17. Oktober 2014

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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