logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 2015; 46: 39nächster Artikel
Kurz und bündig

Erdnussallergie - Schutz durch frühe Exposition

Allergien gegen Erdnüsse manifestieren sich meist im Kindesalter, bleiben oft lebenslang bestehen und bergen ein hohes Risiko für schwere allergische Reaktionen.1-4 In westlichen Ländern soll sich die Prävalenz bei Kindern in den letzten zehn Jahren verdoppelt haben.1 Frühere Empfehlungen, nach denen der Verzicht auf Nahrungsmittelallergene wie Erdnüsse während der Schwangerschaft, Stillzeit und frühen Kindheit Kinder mit hohem Allergierisiko vor der Entwicklung von Nahrungsmittelallergien schützen sollte, konnten in Studien nicht bestätigt werden.1,2 Die aktuell veröffentlichte LEAP-Studie1 prüft nun umgekehrt, ob Kinder mit hohem Erdnussallergierisiko von einer frühen Allergenexposition mit Erdnüssen profitieren können: 640 Kinder im Alter zwischen vier und elf Monaten, bei denen aufgrund eines schweren Ekzems und/oder einer Hühnereiallergie ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Erdnussallergie besteht, werden in die offene Studie eingeschlossen. Sie erhalten entweder - nachdem ein oraler Provokationstest vor dem ersten Verzehr negativ ausfällt - mindestens dreimal wöchentlich einen Erdnussbutter-haltigen Snack (jeweils 2 g Erdnussprotein) oder müssen Erdnüsse strikt meiden. Schon vor der Randomisierung werden zwei Kohorten gebildet. Die erste umfasst Kinder, die im Prick-Test nicht auf Erdnussallergen reagieren (keine Quaddelbildung; n = 542). Die andere bilden Kinder mit bestehender leichterer Sensibilisierung (Quaddeldurchmesser 1-4 mm; n = 98). Kinder mit stärkerer Sensibilisierung (Quaddeldurchmesser > 4 mm) werden von der Studie ausgeschlossen. In der Gruppe der Kinder ohne vorbestehende Sensibilisierung weisen im Alter von fünf Jahren nach regelmäßigem Konsum 1,9% eine Erdnussallergie auf, in der Gruppe mit Erdnusskarenz 13,7% (absolute Risikoreduktion [ARR] 11,8%; 95% Konfidenzintervall [CI] 3,4-20,3). Bei den 98 Kindern mit bekannter Sensibilisierung sind es nach Erdnussexposition 10,6%, nach Karenz 35,3% (ARR 24,7%; 95% CI 4,9-43,3). Das entspricht einer relativen Reduktion der Erdnussallergieprävalenz um 86% bzw. 70%. Schwere unerwünschte Ereignisse sowie Hospitalisierungen sind in beiden Gruppen gleich häufig.1 Die Ergebnisse der von Kommentatoren als "Meilenstein"2,5 bezeichneten Studie sprechen dafür, dass der frühzeitige und regelmäßige Konsum Erdnuss-haltiger Mahlzeiten bei Kindern mit einem hohem Allergierisiko das Auftreten einer Erdnussallergie vermindern kann. Offen bleibt, ob der Schutz nach Beendigung des regelmäßigen Erdnussverzehrs weiter besteht und ob die Ergebnisse sich auch auf andere Nahrungsmittelallergene übertragen lassen. Unklar ist zudem, ob auch Kinder profitieren, die im Hauttest bereits stärker reagiert haben.1,2 Bevor Eltern Risikokindern Erdnüsse geben, sollte allerdings unbedingt ein Allergietest und bei nachgewiesener Sensibilisierung ein oraler Provokationstest durchgeführt werden.2,6

  (R = randomisierte Studie)
R  1 Du TOIT, G. et al.: N. Engl. J. Med. 2015; 372: 803-13
2 GRUCHALLA, R.S., SAMPSON, M.A.: N. Engl. J. Med. 2015; 372: 875-77
3 MURARO, A. et al.: Allergy 2014; 69: 1026-45
4 WORM, M. et al.: Dtsch. Ärztebl. 2014; 111: 367-75
5 WORM, M.: Kommentar zur LEAP-Studie; ohne Datum
http://www.a-turl.de/?k=esek
6 BEYER, K.: Kommentar zur LEAP-Studie; in HOHMANN-JEDDI, C.: Pharm. Ztg. 2015; 160: 48

© 2015 arznei-telegramm, publiziert am 17 .April 2015

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.